piwik no script img

taz🐾lage

Wie Schneegestöber 1978 beinahe den Start der taz verhinderte

Nach langem Ringen fiel Ende 1978 die Entscheidung: Standort der taz-Redaktion wird Berlin, nicht Frankfurt am Main. Den Ausschlag dafür gaben staatliche Steuergeschenke – zum Beispiel in Form von Investitionszulagen für Maschinen. Schließlich mussten ja die neuesten Gerätschaften genutzt werden, um so ein Projekt realisieren zu können. Moderner Foto- statt Bleisatz etwa.

Doch wie finanzieren?

Mit so gut wie nichts? Flugs wurde die taz „Contrapress Satz und Druck GmbH & Co. KG“ gegründet, Maschinen bestellt, eine Anzahlung mit den 25 Prozent Investi­tions­zulage zugesagt. Die aber erst im Folgejahr ausgezahlt werden sollte. Also trommelten wir zwanzig taz-Gründer zusammen, um den persönlich haftenden Kommanditisten, taz-Auslandsredakteur Klaus-Dieter Tangermann, mit Bürgschaften abzusichern (in Wirklichkeit hatte niemand der Bürgen die Kohle). Bestellung und Lieferung der Technik vereinbarten wir bis zum 31. 12. 1978 – alles Last Minute. Aller-Last Minute. Wenn die Fotosatzmaschinen nicht rechtzeitig geliefert würden – keine Zulage für 1979, keine Finanzierung, keine taz …

„Alles unterwegs“, versicherte der Hersteller aus Frankfurt am Silvestertag. Wir warten in der Berliner Wattstraße, dem damaligen taz-Haus im Wedding. Rekordminustemperaturen. Und Schneegestöber. Immer mehr. Hof eingeschneit, ­Nebenstraßen kaum passierbar. Wird das noch was???

Ein Klein-Lkw mit Plane erscheint in der Toreinfahrt. Kommt kaum vorwärts. Wir müssen schieben. Ausladen, Papiere prüfen: Der „Waren­begleitschein“, abgestempelt vom DDR-Zoll. Mit Datum vom 31. 12. 1978! Investitionszulage und damit Anzahlung gesichert! Redakteure und Techniker schleppen das teure Gerät nach oben. Langsam taut unser gefrorener Angstschweiß auf. Das Erscheinen der taz ab 1979 ist gesichert.

Dieter Metk wurde in den frühen taz-Jahren „der Techniker“ genannt.

Druckschluss

Unter diesem Motto schreiben wir in Reportagen und einer Kolumne auf, was uns bis zum Ende der gedruckten ­Werktagstaz erinnernswert scheint: Viel Holz also noch bis zum 17. ­Oktober, alle ­Zukunftsinfos unter: taz.de/­seitenwende​

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen