taz🐾lage:
Inoffizielle Freude
Die Medienbranche ist ein hartes Pflaster: Nachrichten sind belastend, Gehälter schlecht, Diskussionen hitzig. Es kommt vor, dass Interviewpartner – rechte wie linke – uns hochnäsig, unzuverlässig, wortkarg oder übergriffig behandeln. Überarbeitung und Zeitmangel tragen dazu bei, dass wir auch untereinander im Haus, gelinde gesagt, nicht immer Sonntagsmanieren an den Tag legen. Und wenn endlich alles gedruckt ist, lauern von Blattkritik bis Shitstorm schon die nächsten Zumutungen. Als Journalistin braucht man ein dickes Fell.
Umso toller, wie wertschätzend viele taz-Leser*innen sind. Wie Balsam für die Seele der gestressten Redakteurin wirkte deshalb das Appening. Offiziell ging es darum, dass taz-Mitarbeitende am Telefon Fragen der Leser*innen zur Seitenwende beantworten, also dem Umstieg der werktäglichen taz von Print zu Digital. Inoffiziell kam noch etwas anderes dabei herum: Quasi als Beifang landete eine Menge Lob in unseren Köchern.
So sagte eine Leserin, sie möge eigentlich nur Print. Weil die taz ab 17. Oktober nicht mehr gedruckt erscheinen wird, habe sie eine Reihe anderer Zeitungen ausprobiert. Nach zwei Wochen hätte sie die taz aber so vermisst, dass sie entschieden hätte: „Ich lasse mich auf die App ein.“ Eine andere Person rief an. Sie hatte gar keine Frage. Sie wollte nur sagen, dass die App gut funktioniere und: „Ihr macht alles richtig!“
Diese eine Stunde am Telefon mit Leser*innen war erholsamer als zwei Tage Urlaub. Es hat mich daran erinnert, wofür wir das alles machen, und meine Akkus für den täglichen Hussle neu aufgeladen. Vielen Dank. Lotte Laloire
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