taz🐾lage: Hätte uns ja mal früher einfallen können
Mitunter haben unsere Leser*innen ja die naheliegendsten publizistischen Ideen. So merkte zum Beispiel ein aufmerksamer Leser in einer Zuschrift zu einem Porträt der US-amerikanischen Karikaturistin Ann Telnaes auf dieser Seite an: Er schätze es sehr, dass man ihn darauf aufmerksam gemacht habe, was für ein Missstand es sei, dass Telnaes sich offenbar gezwungen gesehen habe, der Washington Post die Mitarbeiterinnenschaft aufzukündigen.
Kurz zum Hintergrund, darum ging es: Die renommierte Tageszeitung aus den USA hatte einer ihrer profiliertesten politischen Zeichnerinnen mitgeteilt, man werde eine Karikatur nicht abdrucken, auf der einige Tech-Größen einer überlebensgroßen Trump-Figur Geldsäcke zu Füßen legen. Einer der so devot gezeichneten Figuren war ausgerechnet Amazon-Gründer und Post-Eigentümer Jeff Bezos. Telnaes sagte, ihr sei noch nie der Mund verboten worden. Und ging.
Bedauerlich, befand der Leser, sei allerdings auch, dass „in der taz die Karikatur, die den letzten Anlass gab, nicht abgedruckt ist. Gerne hätte ich die Möglichkeit gehabt, meine eigene Meinung dazu zu haben.“ Nun ist der Platz in Printprodukten häufig ein bisschen beschränkt, nicht alle Texte haben ein Bild.
Wie gut, dass es digitale Möglichkeiten gibt. Zum Beispiel eine App, wo man die Printzeitung auch digital lesen kann. Wenn Sie diese kleine Kolumne hier ebendort lesen: Hier reichen wir die inkriminierte Karikatur gerne nach. Hätte uns ja mal früher einfallen können. Und Printleser*innen müssen halt selbst googlen: https://anntelnaes.substack.com/p/why-im-quitting-the-washington-post. Anna Klöpper
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