taz🐾lage:
Vom Knast in die taz
Das Leben erscheint oftmals schwer, die Geschichten, die es schreibt, sind zuweilen umso schwerer. Mein Beitrag an dieser Schwere ist vermutlich sehr hoch, zumindest höher als der von vielen anderen. Ich bin ein Schwerverbrecher, naja zumindest war ich dies einmal. Heute arbeite ich an mir, an einer guten Zukunft für mich selbst und alle anderen um mich herum. Seit einem Jahr bin ich Redakteur beim lichtblick, der einzigen unzensierten Gefangenenzeitung in Deutschland. Diese Tätigkeit hilft mir nach vorne zu schauen.
Doch der Blick in die Zukunft ist für mich auch von Ängsten erfüllt, ein Blick in die Tageszeitung mit der deprimierenden Weltlage ist dabei oft nicht allzu hilfreich. Jedenfalls war es so, bis ich heute hinter die Kulissen der Redaktion der taz blicken konnte. Die JVA Tegel, in der ich gerade meine Strafe absitze, hat mir gemeinsam mit der taz eine begleitete Sozialausführung ermöglicht. Welch eine Ehre, welch ein Freude! Doch vor allem war der Besuch in der Welt draußen ein kleines Trostpflaster. Es könnte an der spürbaren Leichtigkeit der Büroarchitektur des taz-Gebäudes liegen. Oder an dem friedlichen Miteinander der hier mitwirkenden Personen. Vielleicht war es auch der vernünftige Umgang mit all den Themen, die die Welt umtreibt? Ich weiß es nicht. Doch ich wünsche mir mehr davon, besonders dort, wo es dringend nötig ist: an Orten, an denen Menschen das Leben schwer gemacht wird.
Steffen Kahrels
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