taz🐾lage:
Von Hand geschrieben
Gereon Asmuth aus der taz-Regie kommt den Gang herunter und wedelt mit einem Briefumschlag. „Wieder Post für dich“, sagt er und drückt sie mir in die Hand. „Wenn ein handbeschrifteter Umschlag kommt, weiß ich schon immer: Der ist wieder für Johanna.“
Innen sieht es nicht anders aus: Meistens sind die oft dicht beschriebenen DIN-A4-Seiten per Hand geschrieben. Die Briefe kommen aus Gefängnissen. Inhaftierte dürfen in der Regel keine E-Mails schreiben und haben keinen Computer. Also müssen sie auf alte Techniken zurückgreifen. Manche haben eine Schreibmaschine. Die meisten einfach Kugelschreiber.
2022 habe ich einen Artikel über Einkauf in Gefängnissen geschrieben. In den meisten Haftanstalten können die Insassen Shampoo, Brot und Marmelade vom Großhändler Massak kaufen – zu überteuerten Preisen. Die Preise sind seitdem nur noch mehr angestiegen. Immer wieder versuchen Gefangene, sich dagegen zu wehren, und ab und zu bittet mich einer höflich, ob ich ihm ein im Text erwähntes Urteil zusenden könne. Frankierter Rückumschlag inklusive. Das mache ich. Im Gegenzug bitte ich um aktuelle Preislisten des Großhändlers – vielleicht will ich ja noch mal ein Update schreiben.
Alle Briefe kann ich leider nicht beantworten. Manchmal aus Zeitgründen. Manchmal hat es einen ganz banalen Grund: Ich kann die Handschrift einfach nicht entziffern.
Johanna Treblin
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