stütze für den euro: Nichtstun wäre besser
Wim Duisenberg besitzt das Talent, sich in unhaltbare Positionen hineinzumanövrieren. Die gestrige Intervention seiner Europäischen Zentralbank (EZB) schmeckt nach hektischem Aktionismus, nicht nach einer Strategie. Von Stützungskäufen werden sich „die Märkte“ – gemeint sind ein Dutzend Global Player von der amerikanischen Citi Group bis zur Deutschen Bank – nicht beeindrucken lassen.
Kommentarvon HERMANNUS PFEIFFER
Schon die EZB-Intervention vom September hatte den Euro nicht dauerhaft puschen können. Dieses Mal stehen die Chancen noch schlechter, scheinen doch die anderen großen Notenbanken auf Euro-Käufe zu verzichten.
Die selbst gewählte Dogmatik des Wechselkurses hat den niederländischen Sozialdemokraten Duisenberg jetzt zur zweiten Intervention am Devisenmarkt getrieben. Dabei hatte er den Wechselkurs vor einem Jahr noch im Einklang mit dem Maastrichter Vertrag ignoriert. Dann warnte er plötzlich vor einem schwachen Euro. Die junge Währung verlor trotzdem ein Viertel ihres Werts gegenüber dem Dollar – was so schlimm nicht ist, schließlich profitiert davon der europäische Export, der immer neue Rekorde markiert. Wichtiger ist, dass Europas Wirtschaft vor allem in Europa stattfindet. Mehr Selbstbewusstsein ist daher angemessen.
Der aktuelle Euro-Kauf wird die in Paris und Frankfurt laut gewordene Kritik am selbst ernannten „Mr. Euro“ nicht stoppen – und sie wird uns nicht aus dem eigentlichen geldpolitischen Dilemma befreien. Die Inflation bewegt sich schon um die 2-Prozent-Marke. Ab da muss die Zentralbank eingreifen und wieder einmal die Zinsen erhöhen. Andererseits brummt die Konjunktur in Euroland längst nicht mehr so laut wie erhofft, und das verlangt eher nach Zinssenkungen. Was tun? Das Schlechteste in solcher Lage ist wilder Aktionismus, das Beste gelassenes Nichtstun. Europa ist stark, auch mit schwachem Euro.
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