studentendorf: Morartorium statt Abriss
Man kann es auch so sehen: Niemand hat die Absicht, das Studentendorf Schlachtensee abzureißen. Nicht die Freie Universität (FU), nicht die Architektenverbände, weder der Bezirk noch der CDU-Baustadtrat, die Parteien, die Berlinische Galerie oder gar die Wissenschaftssenatorin, deren Vorgänger und Verwaltung mit zweifelhaften Argumenten die Schließung in der Vergangenheit initiiert hatten. Dennoch steht das Dorf für 1.200 Studenten auf der Abschussliste und zum Verkauf – als Kompensationsgeschäft für ein Kreuzberger Museum und unter Wert dazu.
Kommentarvon ROLF LAUTENSCHLÄGER
Sicher, es gibt einen Senatsbeschluss zum Ausstieg aus Schlachtensee, und es gibt einen privaten Bieter, mit dem verhandelt wird. Dies einfach zu kippen kommt einem politischen und justiziablen Fauxpas gleich. Das weiß auch Bernd Köppl, der zur Revision des Abrissunternehmens aufgerufen hat. Opportun ist Köppls Vorstoß nicht, doch hier liegt der Fall anders. Das Dorf ist nicht nur ein Denkmal, hat seinen Nutzen, wird gebraucht und besitzt eine Zukunft. Es gibt auch ernsthaft niemanden, der dort die Abrissbirne schwingen will, geschweige denn, dass dadurch viel Geld in die Kassen des Landes gespült würde. Warum soll man also nicht über ein Moratorium nachdenken?
Zugleich bedeutet die Initiative in der Praxis des Landes, ihre Bildungseinrichtungen zu reduzieren, einen Paradigmenwechsel. Es ist erklärtes Ziel des neuen Senats, hier nicht zu sparen, sondern Schulen und Universitäten ihre zusätzlichen Einrichtungen für die Zukunft der Stadt zu erneuern. Schlachtensee könnte ein Anfang sein.
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