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standbild Dick und Doof in Personalunion

„Pfeifer“ (21.05 Uhr, ARD)

Seit Loriot hat sich wohl niemand mehr über öffentlich-rechtlichen Humor totgelacht. Was sicher dem „Comedy“-Boom der Privatsender geschuldet ist, der die Messlatte unauffindbar vergraben zu haben scheint – aber eben auch der Tatsache, dass Dieter Hallervorden nicht Vicco von Bülow ist.

Nun ist auch Dieter Pfaff nicht Loriot, hat aber als begnadeter Darsteller („Sperling“, „Bruder Esel“) schon Kostproben seiner sehr eigenen Komik geliefert: als kleinhandelnder Wachtmeister bei „Der Fahnder“, zuletzt in einer atemberaubenden Nebenrolle als byzantinischer Unterweltkönig in „Nie mehr zweite Liga“. Friedemann „Pfeifer“, der arbeitslose Schauspieler und Held der sechsteiligen Staffel, ist für Pfaff in erster Linie „ein Mensch, dem jede Böswilligkeit fremd ist“.

Ein ungeschlachter Klotz, ein Tor reinsten Wassers ist dieser Pfeifer also, ein leibhaftiges, massiges Lustprinzip, das sich selbst mit tollpatschiger Offenherzigkeit sanktioniert. Klar, dass sich so viel Lebensfreude Folge für Folge an anderen Charakteren bricht – dem Postbeamten, der Nachbarin, den Herren vom Ordnungsamt, der Frau hinter der Wursttheke. Gut, dass auch die sich aus einem ebenbürtigen, festen Ensemble rekrutieren.

Auch gilt es den Mut zu honorieren, mit dem die ARD jemanden wie Pfaff gegen die private „Comedy“-Konkurrenz in Stellung bringt. Keine hausgemachten Karikaturen, sondern sehr genau beobachtete Menschen werden hier gegen konfektionierte Schenkelklopfer ins Rennen geschickt. Und genau muss hinsehen, wer sich schmunzelnd über die jeweils halbstündigen Folgen amüsieren will. Dass wir dabei einem Verlierer beim Verlieren zuschauen, ist nur logisch und folgt einer alten, blattgoldenen Regel: Kein Witz ohne Fallhöhe, kein Lachen, das nicht zwischen Komik und Tragik oszilliert. Mag sein, dass man damit keine Quote macht – sicher aber anrührendes Fernsehen.

ARNO FRANK

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