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standbildPointenfreie Dialektik

„Die Komiker“, (Fr., 22.00 Uhr, Bayern 3)

Sage niemand, die Bayern wären kein lustiges Volk. Jedes Jahr veranstalten sie einen Massensuff namens Oktoberfest und nennen das „Gemütlichkeit“, bei jeder Wahl votieren sie für die CSU und nennen das „Demokratie“, und seit Freitag versenden sie mit ihrem eigenen TV-Sender ein gänzlich unkomisches Bemühen um die Lacher des Publikums und nennen das „Die Komiker“.

Dass sich das Bayerische Fernsehen mit dem Lustigen schon immer etwas schwer getan hat, wissen alle, die früher einmal (und wirklich nur ein Mal) in die Sketchparade „Kanal Fatal“ hineingezappt haben. Da erzählte und präsentierte ein aufgedrehtes Pärchen etwas, das sich wie Witze anhörte, aber überhaupt nicht zum Lachen war. Alle trugen Glitzeranzüge und überhaupt mutete die Veranstaltung an wie ein immerwährender, in den Fünfzigerjahren hängen gebliebener Faschingsball des Bayerischen Rundfunks. So konnte es nicht mehr weitergehen. Also haben sich die Verantwortlichen etwas ganz Neues einfallen lassen: In „Die Komiker“ präsentieren der Kabarettist Günter Grünwald und die Schauspielerin Eva Mähl etwas, das sich wie Witze anhört, aber überhaupt nicht zum Lachen ist. Alle Beteiligten tragen Glitzeranzüge und überhaupt mutet die Veranstaltung an wie ein immerwährender, in den Fünfzigerjahren hängen gebliebener Faschingsball des Bayerischen Rundfunks.

Nun sage niemand, die Bayern wären ein rückständiges Volk: Sie haben offenbar schon einmal die „Harald Schmidt Show“ gesehen. Also wissen sie, dass bei einer Late-Night-Comedy der Showmaster am Anfang einen witzigen Monolog halten sollte. Leider wissen sie offenbar nicht, dass man dafür talentiertes Personal braucht. Günter Grünwald, der Oberkomiker, monologisiert völlig pointenfrei, und über seine Komoderatorin Eva Mähl sollte man auch lieber schweigen, will man sich nicht den Vorwurf der Frauenverachtung einfangen.

Im bairischen Dialekt hat das Wort „Komiker“ eine ganz eigene Bedeutung. „Du bist a rechta Komiker“ ist nämlich ein despektierlicher Kommentar über einen, der etwas versucht, aber trotz angestrengten Bemühens kläglich scheitert. Passt doch.

STEFAN KUZMANY

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