standbild: Alle böse außer Sonja
Der Schwächste fliegt (Mo., 15 Uhr, RTL)
Man nehme eine gute Handvoll KandidatInnen, die sich untereinander nicht kennen, stelle ihnen reihum in begrenzter Zeit Fragen, für deren korrekte Beantwortung sie wie beim Spielautomaten nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip auf einer Gewinnleiter nach oben klettern, lasse das Team nach jeder Runde den/die vermeintlich Schwächste/n herauswählen, unterstütze diesen Prozess mit hämischen Anmerkungen der Moderatorin – und schon ist die nächste Generation der Quiz-Show fertig.
Erfunden hat’s die BBC, bei uns ist das Format jetzt täglich als „Der Schwächste fliegt“ auf Sendung. Formal entspricht die RTL-Adaption dem britischen Vorbild in allen Einzelheiten – von der Studiodeko bis zum Soundtrack: Blau ist eben irgendwie die Quiz-Farbe schlechthin, denn blau macht böse.
Und so gibt sich auch Sonja Zietlow redlich Mühe, das Original-Flair der Original-Moderatorin Ann Robinson zu verströmen. Allein, zumindest in der ersten Ausgabe gelingt’s ihr gar nicht: Wo die BBC-Mitfünzigerin mit schneidendem Blick, ebensolcher Stimme und einer grandiosen Bösartigkeit kühl die KandidatInnen abserviert, schlägt bei Zietlow die Nachmittagstalkerin durch. Sie wirkt angestrengt, aber nicht böse, wenn sie die nach jeder Runde Ausscheidenden mit einem eher fröhlichen „Und Tschüs!“ in die Kulisse schickt.
Weil das vorauszuahnen war, hatte der Sender die Presse schon vorab wissen lassen, dass Sonja Zietlow dennoch „hart und skrupellos“ sein könnte, und weil das keiner geglaubt hat, sind wir jetzt auch nicht wirklich enttäuscht. RTL übrigens auch nicht: Mit über 16 Prozent Marktanteil bei der werberelevanten Zielgruppe, die sich zur nachmittäglichen Stunde hauptsächlich an der x-ten neuen Allways Ultra erfreuen darf, lag die Auftakt-Sendung satt über den zuletzt schwächelnden Quoten von Alttalker Hans Meiser, der bisher diesen Sendeplatz bewohnte.
Und wie beim Original gibt’s auch bei „Der Schwächste fliegt“ herzergreifende Sentenzen: Frage – Welcher Arzt entdeckte im Roman von Swift die Insel Lilliput? Antwort – Dr. Schiwago. STEFFEN GRIMBERG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen