standbild: Frühschoppenmit Kulturbeilage
„WestART am Sonntag“ (So., 11.00 Uhr, WDR)
Es war üppig aufgetischt worden. Brötchen und Obst standen bereit, die Teller aber blieben rein. Eine gelöste Frühstücksatmosphäre wollte nicht recht aufkommen unter den Scheinwerfern im Kölner Limelight. Schließlich wurde mit ernsten Gesichtern Kultur besprochen, klapperndes Geschirr hätte da nur gestört.
Die Leichenbittermienen mancher Beteiligten lassen sich vielleicht durch das Thema der Sendung erklären, das novembergerecht mit dem Tod zu schaffen hatte: Um „Kunst, Krimis und Kommissare“ kreisten Gespräche und Filmbeiträge, wobei Abstecher zu anders gearteten Aktualitäten die Angelegenheit auflockerten.
Seit dem 28. Oktober gibt es diese 90-minütige morgendliche Livesendung, die mal als eine Art Kulturfrühschoppen gedacht gewesen sein mag. Die Moderatoren Michaela Maxwell und Holger Noltze gingen demgemäß recht launig zu Werke, das straffe Korsett eines vorgegebenen Ablaufs erwies sich jedoch als arges Manko. Ausnehmend bedauerlich war dies, als die Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen, der Fernseh- und Romanautor Fred Breinersdorfer und Hannelore Hoger eine kontroverse Diskussion über den bekannten Fall Weimar begannen, aber im Ansatz zugunsten einer Filmeinspielung gestoppt wurden. Hier täte Flexibilität not, wie man sie zum Beispiel in den frühen Sendungen von „III nach 9“ praktizierte. Zumal manch ein Filmbeitrag durchaus verzichtbar war. Reißertexte wie „Achtung! Dieser Mann macht ohne Zögern von der Schreibwaffe Gebrauch!“ im Porträt über Breinersdorfer sind wahrlich keine Freude, wie überhaupt die Damen und Herren Autoren mit der deutschen Sprache nicht gerade pfleglich umgingen – was in einer Kultursendung ja doppelt unangenehm auffällt.
Sympathisch hingegen die kleinen Patzer, die beiden Moderatoren gelegentlich unterliefen. Dergleichen ist den Tücken einer Live-Übertragung geschuldet und hilft den zwanghaften Charakter der abendlichen Kulturmagazine zu vermeiden. Als Idee ist die Sendereihe eine Bereicherung, die Ausführung aber lässt zu wünschen übrig.
HARALD KELLER
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