spendenaffäre: Anrüchige Doppelfunktion
Vor einem Jahr waren die Berliner Christdemokraten noch obenauf. Spendenaffäre? Allein eine Sache der Bundespartei! Mit den finsteren Methoden eines Helmut Kohl habe sie nichts zu schaffen, verkündete die hiesige CDU mit kaum verhüllter Schadenfreude – oft genug hatte Kohl seinem Parteifreund Eberhard Diepgen gezeigt, dass er ihn von Herzen verachtete.
Kommentar von RALPH BOLLMANN
Jetzt zeigt sich: Die Methoden, mit denen das Duo Diepgen/Landowsky seit mehr als 16 Jahren die Macht an der Spree behauptet, unterscheiden sich keinesfalls so grundsätzlich vom Kohl’schen Regierungssystem, wie es die Berliner CDU gern hätte. Ein „Bimbes“-System nach Art des Oggersheimers gab es zwar nicht. Aber in der Person des Bankers und Fraktionsvorsitzenden Landowsky bündeln sich politische und wirtschaftliche Interessen auf eine Weise, die zumindest anrüchig ist.
Diepgen selbst hat – vorsichtig, wie er ist – nach der Lektion der Antes-Affäre alles vermieden, was ihn womöglich in ein schiefes Licht rücken könnte. Der hemdsärmelige Landowsky hatte da weniger Bedenken. Nonchalant wischte er – wohl nicht immer zur Freude seines Weggefährten – jeden Einwand gegen seine Doppelfunktion vom Tisch. Dass er die Spende zweier CDU-Funktionäre annahm, denen seine Bank gleichzeitig einen Kredit gewährte, zeigt: Offenbar hat sich Landowsky, nicht anders als Kohl, in seiner Machtvollkommenheit unanangreifbar gefühlt.
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