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sonntaz-Gespräch zum Hintern"Warum ist dort so viel Scham?"

Der kanadische Künstler AA Bronson nimmt den Anus ernst. Er benutzt ihn um zu heilen und wundert sich, warum diese Körperöffnung so ein Tabu ist.

Ein Ort, an dem Geheimnisse verborgen sind, sagt der Künstler AA Bronson. Bild: Foto: iotas / photocase.com

BERLIN taz | Der Westen braucht laut dem kanadischen Konzeptkünstler AA Bronson eine Emanzipation des Anus. "Es ist unglaublich, was für ein Tabu der Hintern in der westlichen Welt darstellt. Versuchen Sie doch mal, in einem Restaurant über das Arschloch zu reden", sagt Bronson im sonntaz-Gespräch in der Wochenendausgabe.

Der 65-Jährige hat von einem Cherokee-Lehrer gelernt, mit Anusmassagen zu therapieren. "Es ist üblich in der traditionellen chinesischen und koreanischen Medizin, mit dieser Körperstelle zu arbeiten. In anderen Ländern ist das nicht akzeptiert."

Die Berliner Galerie Esther Schipper stellt ab dem Wochenende bis zum Dezember Werke des Künstlers aus, die sich mit Trauma und Heilung beschäftigen. So etwa die Überbleibsel einer Beschwörung queerer Geister durch eine Gruppe schwuler Männer.

AA Bronson lebt in New York und war ab 1969 Mitglied der Künstlergruppe General Idea, die als Pionier der Konzeptkunst gelten. Sie war unter den ersten, die in ihren Arbeiten HIV und Aids thematisierte – bis 1994 Bronsons Partner an der Krankheit verstarben. In dieser Zeit habe auch sein Weg zum Schamanismus begonnen, sagt Bronson in der sonntaz. "Ich wollte eine Hebamme für die Sterbenden sein."

Bild: taz

Das ganze sonntaz-Gespräch mit AA Bronson lesen Sie in der aktuellen sonntaz. Am Kiosk, eKiosk oder per Wochenendabo direkt im Briefkasten.

Seit zehn Jahren arbeitet Broson auch als Heiler mit Massagen, bei denen er bestimmte Punkte des äußeren Schließmuskels drückt. "Warum haben wir dort diese Scham und nicht an anderen Körperteilen?", fragt er sich. Für AA Bronson ist der Anus der Ort, an dem wir unsere Scham und unsere Geheimnisse verbergen. "Was ich bei heterosexuellen Männern entdeckt habe ist, dass dort Gefühle der Zärtlichkeit gehalten werden", sagt er in der sonntaz.

Im sonntaz-Gespräch in der taz-Wochenendausgabe spricht AA Bronson über das Tabu Analsex, die Persönlichkeit von Arschlöchern und das Vergnügen queerer Geisterbeschwörungen. Ab Samstag am Kiosk, eKiosk oder in ihrem Briefkasten.

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8 Kommentare

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  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Selbstverständlich wird im Yoga, speziell in Sexaultantranahen Übungen zur Ejakulatiosnkontrolle, auch der Anus triniert. "Bandhas" sind da am einschlägisten und direktetsten im Hatha-Yoga.

  • DN
    Dr.rer. Nat. Harald Wenk

    @Tabu

    hat wohl ein wenig recht. Allerdings ist die Kenntnisdes "Assoziationsmechnismus" auch viel länger und tiefer, als das die Exkremente bei Anwesenheit von Waschmöglichkeiten da ein unüberwindliches Hindernis darstellen könnten, auf die Dauer.

     

    Für ein so alltägliches Köperteil von allen Menschen ist das "Tabu" zweifelsohne eine grottenschlechte Verdrängungslösung.

     

    Wie man weiss, sind da sehr viele Nervenzellen im Anus, so das Verschamung etwas abstrus und gegen das unmittelbare Empfindfen gerichtet ist.

     

    Es hat wohl viel mit der chrtistlichen Tradition der "Entköperlichung" generell zu tun.

  • MN
    macht nix

    Da fällt mir noch ein anderes Tabu-Thema ein:

    "Die männliche Menstruation!...Hämorriden als Chance!"

    (Dieter Nuhr)

  • R
    reblek

    "Der Westen braucht laut dem kanadischen Konzeptkünstler AA Bronson eine Emazipation des Anus." - Es muss ja nicht gleich "Emannzipation" sein, aber "man" wäre schon nicht schlecht.

    "AA Bronson lebt in New York und war ab 1969 Mitglied der Künstlergruppe General Idea, die als Pioniere der Konzeptkunst gelten." - So, so, die "Künstlergruppe" ist also ein Plural.

    "'Was ich bei heterosexuellen Männern entdeckt habe ist, dass dort Gefühle der Zärtlichkeit gehalten werden', sagt er in der sonntaz." - Es wäre nicht schlecht, wenn ich das für einen verständlichen Satz halten könnte.

  • T
    Tabu

    Weil der Arsch mit Scheiße assoziiert wird. Man kann auch aus allem eine intellektuelle Diskussion machen *Augenroll*

  • V
    vic

    Scham?

    Aber nein, wofür denn schämen?

    Ich halte Wortkreationen wie "Schambereich" ohnehin für verklemmten Mist.

  • A
    Alex

    Also, ob Massagen dort zu medizinischen, sexuellen und evtl. weiteren Zwecken ne feine Sache sind oder ob man beim Essen gerne daran denkt, was dort rauskommt, dürften ja wohl zwei verschiedene Paar Schuhe sein.

    Aber immer feste das Kind mit dem Bade ausschütten!

  • B
    broxx

    "die Persönlichkeit von Arschlöchern" -you made my day, taz