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sonntaz- Streit der WocheRaus aus Afghanistan

Die Gewalt in Afghanistan eskaliert. Abzug der Truppen, forden Franktionschefs von Grünen und Linke in der sonntaz. Die Folgen wären verheerend, entgegnen Afghanistan-Experten.

Gregor Gysi: "Der Krieg der Nato in Afghanistan hat nicht zu Frieden, sondern zu mehr Gewalt und Terror geführt." Bild: dpa

BERLIN taz | Kurz vor der Entscheidung des Bundestages über ein neues Afghanistan-Mandat fordern Spitzenpolitiker von Grünen und Linke das sofortige Ende des Bundeswehreinsatzes. "Wir brauchen eine Ausstiegsstrategie statt Leugnung des Krieges oder gar Durchhalteparolen", schreibt Hans-Christian Ströbele, Vize-Franktionschef der Grünen, im "Streit der Woche" der sonntaz. Mehr Soldaten würden bewirken, dass sich Deutschland immer weiter in einen endlosen Krieg verstricke.

Bild: taz

Alle Beiträge zum Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz am 27./28. Juni 2009 - ab Samstag zusammen mit der taz am Kiosk.

In der kommenden Woche stimmt der Bundestag darüber ab, ob Deutschland bis zu 300 zusätzliche Soldaten an den Hindukusch schickt. Sie wären Teil des Nato-Einsatzes, in dem Awacs-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan den Luftraum überwachen sollen.

Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzender der Linken, warf der Bundesregierung vor, Mitschuld an der Eskalation der Sicherheitslage zu tragen. "Der Krieg der Nato in Afghanistan hat nicht zu Frieden, sondern zu mehr Gewalt und Terror geführt", schreibt er in der sonntaz. Nicht trotz sondern wegen des Einsatzes seien Ziele wie Wiederaufbau, Demokratie und Sicherheit in weite Ferne gerückt.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) rechtfertigt dagegen auch nach dem Tod dreier deutscher Soldaten in dieser Woche die Strategie der Bundesregierung. "Wir haben schon viel erreicht", schreibt er im "Streit der Woche". Sobald Afghanistan unter die Taliban zurückfalle, habe das auch Terror für die Welt zufolge. Damit, das zu verhindern, sorge die Bundeswehr "unmittelbar für die Sicherheit der deutschen Bevölkerung",schreibt Jung.

Auch Tom Koenigs, ehemaliger UN-Beauftragter für Afghanistan, sieht die Gefahr "grausiger Massaker" bei einem Abzug der Bundeswehr. "Auch Pakistan wird in den Strudel gezogen werden", sagt der Grünen-Politiker in der sonntaz.

Im "Streit der Woche" schreiben neben Ströbele, Gysi, Jung und Koenigs die Politikwissenschaftlerin Andrea Fleschenberg dos Ramos Pinéu, Jama Maqsudi, der Vorstand des Deutsch-Afghanischen Flüchtlingshilfe-Vereins und Britta Petersen, Gründerin der Initiative Freie Presse, die sich für den Aufbau unabhängiger Medien in Afghanistan engagiert. Außerdem erklärt der ehemalige Bundeswehrsoldat und taz.de-Leser Sven Dittmann, warum er für den Abzug der Truppen ist.

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10 Kommentare

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  • WW
    Walter Wasilewski

    Sofort raus aus Afghanistan !

    Es ist Krieg in Afghanistan. Gut ausgebildete und ausgerüstete Truppen verschiedener Waffengattungen kämpfen in Afghanistan.

    Der Gegner in Verstecken- findet auch immer wieder Hilfe und Unterschlupf in der Bevölkerung. Seit Jahren wird behauptet - man bildet dort auch aus-nur davon ist sehr wenig zu merken.

    Im Irak beginnt der Abzug. Hier zeigen die Bilder verheerende Dörfer und Städte die Toten kann man nicht zählen. Eine Befreiung war das sicher nicht.

    Meine Meinung zu Afghanistan ist-die Bevölkerung und Regierung überlässt das Kämpfen gern den Fremden.

    So läßt sich ein Krieg nicht gewinnen. Das ist zu teuer- insbesondere an Menschenleben.

    Afghanistan sollte nicht Übungsplatz für Kriegsspiele werden.

    Walter Wasilewski

  • KK
    Klaus Keller

    Der lebensgefährliche Abenteuerurlaub der Y-Tour´s

    erfolgt auf Einladung der US-Army.Unsere(?) Bundesregierung hat die Reise ohne klares Ziel und Rückflugtermin gebucht.

    Nichts ist schwieriger als der Rückzug aus hilfloser Lage, ich würde es trotzdem wagen und mich darauf einstellen zahlreiche Flüchtlinge in Deutschland zu versorgen.

    Ursache des ganzen ist der unsinnige Versuch einer islamistischen Fluggesellschaft auf dem World-Trade-Center und dem Pentagon zu landen weil der Baunternehmer und Vater eines Usama Bin-Laden bei einer USA Reise mit einem Flugzeug abstürtzte.ca 3500 Tote waren die schreckliche folge.

    Zur Vervollständigung der Wahrnehmung folgende Daten von Census.gov aus dem Jahr 2004 für die USA.

    Intentional self-harm (suicide)32439

    (davon)By discharge of firearms 16750

    (und)By other and unspecified means and their sequelae . . . . . . . . . . . . . 15689

    Assault (homicide)17357(Mord Totschlag etc)

    Also 17357 Tötungsdelikte in den USA in 2004

    ergo die Opfer des 9.11 beragen 20%der jährlichen US Mordrate,soviel zum Thema Balken im Auge.

    Bei 8-10000 Suiziden/Jahr in Deutschland hätten wir 5000 Morde bei amerikanischen Verhältnissen. Mord ist im Ramen der Psychohygiene besser als Suizid praktizieren zT.wohl die Amerikaner.

    Ich wünsche gute Besserung. Die Amerikaner sollten ertstmal zu Hause Ihre Probleme lösen bevor Sie den Rest der Welt Zwangsbeglücken wollen. Herr Schräuble wird gerne Polizisten schicken und Herr Jung gerne Soldaten.

    mit freundlichen Grüßen

    klaus keller hanau

  • H
    hto

    Gleichermaßen unverarbeitete / manipulierbare Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" auf Sündenbocksuche - Krieg war und ist immer die Realität / die Zukunft des Wettbewerbs um ... / die nun "freiheitliche" Marktwirtschaft, also ...!?

     

    Globalisierung der Welt- und "Werteordnung" zur Dienstleistungsgesellschaft im Tititainment - "WOLLT IHR DEN TOTALEN KOMMUNIKATIONSMÜLL, totaler noch als ..."!?

  • D
    der_zweifler

    Bei den Schäden an der Zivilbevölkerung dränt sich mir der Gedanke auf, dass die "Terroristen" einfach nur Ihr Land von fremden Truppen befreien wollen-wie würden sich Deutsche verhalten, wenn eine Fremde Macht, denen unser System nicht gefällt in Deutschland einfallen und uns "Ordnung" bringen wollten? Hießen die Taliban nicht im Kampf gegen Sowjettruppen noch "Freiheitskämpfer"?

    Und wie bedrohte uns Afghanistan eigentlich, dass wir Truppen schicken mussten-die "Terrordrohungen" gibt es doch erst, seit wir dort Krieg führen! Fragen über Fragen, auf die ich von der Politik keine Antworten bekomme (und ehrlich auch nicht erwarte)!

  • A
    Axel

    "Tom Koenigs, ehemaliger UN-Beauftragter für Afghanistan, sieht die Gefahr "grausiger Massaker" bei einem Abzug der Bundeswehr. Auch Pakistan wird in den Strudel gezogen werden"

    - wie bitte? bei einem Abzug der Bundeswehr wird Pakistan in den Strudel gezogen?

    Schließt Herr Koenigs da nicht vorschnell und mit Absicht die Augen und übersieht, das Pakistan bereits seit geraumer Zeit Aufmarsch- und Nachschubgebiet für die USA ist sowie Kampfgebiet, siehe Kampfdrohneneinsatz der USA über Pakistan und Kämpfe pakistanischer Truppen gegen vermutliche Taliban und Stammeskämpfer mit US-Unterstützung und Militärhilfe.

    Pakistan ist schon lange durch den Afghanistankrieg destabilisiert und aktive Kriegspartei.

    Unter "Grausige Massaker" könnte ein objektiver Betrachter auch die massiven Bombenangriffe gegen Zivilisten der USA und ihrer Verbündeter bewerten, die als "Kollateralschäden" verharmlost werden.

    Interessant, daß die taz natürlich keine der vielen Experten findet und zu Wort kommen läßt, die einen Abzug der Bundeswehr nicht verheeerend, sondern im Gegenteil als wünschenswert und notwendig erachten. Die gibt es zu Hauf.

    Schon mit der Einleitung ("Die Folgen wären verheerend, entgegnen Afghanistan-Experten.") betreibt die taz Stimmungsmache für den Krieg in Afghanistan - übel!

  • WW
    Walter Wasilewski

    Sofort raus aus Afghanistan !

    Es ist Krieg in Afghanistan. Gut ausgebildete und ausgerüstete Truppen verschiedener Waffengattungen kämpfen in Afghanistan.

    Der Gegner in Verstecken- findet auch immer wieder Hilfe und Unterschlupf in der Bevölkerung. Seit Jahren wird behauptet - man bildet dort auch aus-nur davon ist sehr wenig zu merken.

    Im Irak beginnt der Abzug. Hier zeigen die Bilder verheerende Dörfer und Städte die Toten kann man nicht zählen. Eine Befreiung war das sicher nicht.

    Meine Meinung zu Afghanistan ist-die Bevölkerung und Regierung überlässt das Kämpfen gern den Fremden.

    So läßt sich ein Krieg nicht gewinnen. Das ist zu teuer- insbesondere an Menschenleben.

    Afghanistan sollte nicht Übungsplatz für Kriegsspiele werden.

    Walter Wasilewski

  • KK
    Klaus Keller

    Der lebensgefährliche Abenteuerurlaub der Y-Tour´s

    erfolgt auf Einladung der US-Army.Unsere(?) Bundesregierung hat die Reise ohne klares Ziel und Rückflugtermin gebucht.

    Nichts ist schwieriger als der Rückzug aus hilfloser Lage, ich würde es trotzdem wagen und mich darauf einstellen zahlreiche Flüchtlinge in Deutschland zu versorgen.

    Ursache des ganzen ist der unsinnige Versuch einer islamistischen Fluggesellschaft auf dem World-Trade-Center und dem Pentagon zu landen weil der Baunternehmer und Vater eines Usama Bin-Laden bei einer USA Reise mit einem Flugzeug abstürtzte.ca 3500 Tote waren die schreckliche folge.

    Zur Vervollständigung der Wahrnehmung folgende Daten von Census.gov aus dem Jahr 2004 für die USA.

    Intentional self-harm (suicide)32439

    (davon)By discharge of firearms 16750

    (und)By other and unspecified means and their sequelae . . . . . . . . . . . . . 15689

    Assault (homicide)17357(Mord Totschlag etc)

    Also 17357 Tötungsdelikte in den USA in 2004

    ergo die Opfer des 9.11 beragen 20%der jährlichen US Mordrate,soviel zum Thema Balken im Auge.

    Bei 8-10000 Suiziden/Jahr in Deutschland hätten wir 5000 Morde bei amerikanischen Verhältnissen. Mord ist im Ramen der Psychohygiene besser als Suizid praktizieren zT.wohl die Amerikaner.

    Ich wünsche gute Besserung. Die Amerikaner sollten ertstmal zu Hause Ihre Probleme lösen bevor Sie den Rest der Welt Zwangsbeglücken wollen. Herr Schräuble wird gerne Polizisten schicken und Herr Jung gerne Soldaten.

    mit freundlichen Grüßen

    klaus keller hanau

  • H
    hto

    Gleichermaßen unverarbeitete / manipulierbare Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" auf Sündenbocksuche - Krieg war und ist immer die Realität / die Zukunft des Wettbewerbs um ... / die nun "freiheitliche" Marktwirtschaft, also ...!?

     

    Globalisierung der Welt- und "Werteordnung" zur Dienstleistungsgesellschaft im Tititainment - "WOLLT IHR DEN TOTALEN KOMMUNIKATIONSMÜLL, totaler noch als ..."!?

  • D
    der_zweifler

    Bei den Schäden an der Zivilbevölkerung dränt sich mir der Gedanke auf, dass die "Terroristen" einfach nur Ihr Land von fremden Truppen befreien wollen-wie würden sich Deutsche verhalten, wenn eine Fremde Macht, denen unser System nicht gefällt in Deutschland einfallen und uns "Ordnung" bringen wollten? Hießen die Taliban nicht im Kampf gegen Sowjettruppen noch "Freiheitskämpfer"?

    Und wie bedrohte uns Afghanistan eigentlich, dass wir Truppen schicken mussten-die "Terrordrohungen" gibt es doch erst, seit wir dort Krieg führen! Fragen über Fragen, auf die ich von der Politik keine Antworten bekomme (und ehrlich auch nicht erwarte)!

  • A
    Axel

    "Tom Koenigs, ehemaliger UN-Beauftragter für Afghanistan, sieht die Gefahr "grausiger Massaker" bei einem Abzug der Bundeswehr. Auch Pakistan wird in den Strudel gezogen werden"

    - wie bitte? bei einem Abzug der Bundeswehr wird Pakistan in den Strudel gezogen?

    Schließt Herr Koenigs da nicht vorschnell und mit Absicht die Augen und übersieht, das Pakistan bereits seit geraumer Zeit Aufmarsch- und Nachschubgebiet für die USA ist sowie Kampfgebiet, siehe Kampfdrohneneinsatz der USA über Pakistan und Kämpfe pakistanischer Truppen gegen vermutliche Taliban und Stammeskämpfer mit US-Unterstützung und Militärhilfe.

    Pakistan ist schon lange durch den Afghanistankrieg destabilisiert und aktive Kriegspartei.

    Unter "Grausige Massaker" könnte ein objektiver Betrachter auch die massiven Bombenangriffe gegen Zivilisten der USA und ihrer Verbündeter bewerten, die als "Kollateralschäden" verharmlost werden.

    Interessant, daß die taz natürlich keine der vielen Experten findet und zu Wort kommen läßt, die einen Abzug der Bundeswehr nicht verheeerend, sondern im Gegenteil als wünschenswert und notwendig erachten. Die gibt es zu Hauf.

    Schon mit der Einleitung ("Die Folgen wären verheerend, entgegnen Afghanistan-Experten.") betreibt die taz Stimmungsmache für den Krieg in Afghanistan - übel!