silke burmester : Ein Zombie hing am Quotenseil
Von Hasselhoff bis Willemsen: Manchmal kommen sie wieder, die Untoten des Showbiz, um uns mit ihrer Eitelkeit und ihrem Elend zu erschrecken
„Holt mich rein – ich bin eine Rampen…“ – okay, alle „Holt mich irgendwohin“-Texte sind so ausgelutscht wie „Geiz ist geil“. Dabei umschreiben sie so passend die Krux, die den Menschen auferlegt zu sein scheint, die einmal im Rampenlicht standen.
Letzte Woche war zu lesen, dass David Hasselhoff sich als alkoholabhängig geoutet hat. Er hatte nicht damit umgehen können, dass nach „Bay Watch“ keine Angebote mehr kamen. Die Meldung endete damit, dass er sich nun wieder als Sänger versuchen wolle.
Heute flattert eine Pressemitteilung des ZDF auf den Tisch. „Hüttenzauber“ ist angesagt. Vor dem Hintergrund der Alpen sollen sich Pop und Volksmusik vereinen, und zwar so, dass Yvonne Catterfeld die Original Südtiroler Spitzbuam trifft und dergleichen. Ein Scientologe, wer da nicht zum Obstler greift.
Es ist die Zeit der Rückkehrer. Friedman wird eine Sendung bekommen, Margarete Schreinemarkers ist nach fast vier Jahren der Abstinenz wieder auf dem Plan, und Roger Willemsen, der lautstark und reflektiert vor zwei Jahren seinen Abschied vom TV bekundete, wird auf 3sat die Literatursendung von Daniel Cohn-Bendit übernehmen. Es könnte dies die Stelle sein, Willemsens Rückkehr ins Fernsehen Willemsens kluge Begründungen zum Fortgang vom Fernsehen gegenüberzustellen. Sie liegen alle vor. Stapelweise kann man sie sich aus den Archiven ziehen, und sie wiegen schwer genug, als dass er mit einem: „Ich habe nie gesagt, dass ich nicht vielleicht doch wieder Fernsehen mache“, davonkommen würde.
Es offenbaren nicht nur der „Starsearch“-Rummel oder Comebackversuche einstiger Helden, wie furchtbar es sein muss, heute ein Star oder auch nur eine bekannte Persönlichkeit zu sein. Ob im Dschungel oder auf der Quotencouch – die als Stars wahrgenommenen Personen haben sich in eine Abhängigkeit begeben, in der sie nicht einmal mehr ihre eigenen Worte ernst nehmen können.
Noch die Auswahlshows ein TV-Renner. Aber es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann sich das Publikum der Betrachtung menschlichen Elends zuwendet. „Sunset Boulevard“ als Reality-Show. Dafür werden sich genügend Kandidaten finden.