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Archiv-Artikel

silke burmester Wer wird der neue Zwirbelbart?

Der WDR sucht Jean Pützens Nachfolger für die „Hobbythek“. Wie wär’s mit Dirk Bach?

Was Bernd, das Brot, dem Kika, das ist Jean Pütz dem WDR. Seit über 30 Jahren versucht er als sprechender Zwirbelbart die Welt zu erklären. Freilich durch Ermündigung. Nur wer seine Darmflora kennt, kann mit seinem Körper eins sein, wer Waschmittel selbst zusammenrührt, macht sich unabhängig von der Industrie und ihren allergieauslösenden Aromastoffen.

Bald nun ist es so weit, Pütz macht sich aus dem Staub und hinterlässt in der Hobbythek ein leeres Stühlchen. So sucht der WDR einen Kollegen für Sabine Fricke, die zusammen mit dem jecken Männlein den Dingen auf den Grund geht und Alternativen aufzeigt zu Industrietampon und Schnecken-Ex. Einen Jean Pütz kann man nicht ersetzen. Entsprechend bemüht sich der Sender, das Erwartete mit dem Erforderlichen zu verbinden und die Hobbythek, die in der 70er-Jahre-Fernsehkultur so verwurzelt ist wie Oswald Kolle, zu modernisieren. Also wird ein Mann gesucht, der die Hobbythek „showiger“ macht – was immer das bei den Öffentlich-Rechtlichen heißt.

„Sie kann einfach nicht mehr das sein, was sie war“, weinte der Scheidende unlängst in das Mikrofon der SZ-Kollegin und würde den Kahn wohl lieber versenken, als einem Jüngeren das Ruder zu überlassen. Aber wer sollte das auch sein? Allzweckkorken Jörg Pilawa, mit dem die ARD jedes Unterhaltungsloch zu stopfen versucht? Daniel Küblböck, der sich auf „Show“ versteht? „Televoting“ ist das, was Senderverantwortliche als Demokratisierung des Fernsehens verkaufen. Auch die Besetzung des Hobbythekenstuhls könnte als Castingshow viel Freude machen. Zuschauer sollen Bewerber vorschlagen, die einen Probedurchlauf absolvieren müssen. Neben „meinem Mann“ sind sicherlich noch andere Kandidaten darunter, auf die so ein lahmer Sender gar nicht kommt. Alternativen zu den massenkompatiblen Blass-Bubis Marke Sportmoderator, die ihren Text können, aber keinen Charakter haben. Dirk Bach wäre zum Beispiel ein optimaler Kandidat. Bereits in der Sesamstraße hat er bewiesen, dass er Dinge anschaulich darstellen kann, und eine Sendung mit dem Thema „Der Dachboden als Tieroase“ würde er gerne garantiert im lilafarbenen Fledermauskostüm moderieren. Frauen würden kaum in Versuchung gebracht, sich durch die Erotik des Moderators von den Inhalten der Sendunge ablenken zu lassen, und männliche Zuschauer müssen keine Konkurrenz fürchten. So jemandem hört man auch zu, wenn er über Magensekrete und Hundeflöhe spricht.