schnittplatz: Wenn erst malder Kogel geht . . .
Ach, Sat.1. Da warst du fast der erste Privatsender in Deutschland, aber irgendwie war von Anfang an ein bisschen der Wurm drin: Die Geburt war schwer, die Senderorganisation merkwürdig: Ein Stück in Mainz, der Sport in Hamburg, die Nachrichten über Jahre als Untermieter bei n-tv in Berlin. Quotenmäßig war’s fast immer eben auch nur – mäßig, du bist und bleibst die ewige Nummer zwei von zwei privaten Vollprogrammen. Zeitgleich mit RTL gestartet, aber ohne Entwicklungshilfe aus Österreich, das hat viel Kraft gekostet.
Endlich hast du dich jetzt in Berlin gesammelt – doch nur, um die Felle gen München schwimmen zu sehn: Seitdem deine ewig verkrachte Patentante nicht mehr mit Onkel Leo streiten will, holt der die entscheidenden Entscheider an die Isar. Und dir bleibt ab November Martin Hoffmann, der Mann hinter Fred Kogel, Volljurist wie die meisten anderen deutschen Fernsehmacher.
Der Fred aber soll am liebsten ganz nach oben da unten, an der Isar: Als Geschäftsführer kann er bei der KirchMedia einsteigen, die alle frei empfangbaren Sender der Kirch-Familie in sich vereint. Und zur AG soll er sie machen, damit der Konzern ein bisschen Geld in die mauen Kassen bekommt, schließlich will ja auch das gefräßige Pay-TV-Abenteuer Premiere finanziert sein. Immerhin, die Weltmeisterschaft ist euer, und die 2006 ja sogar in Deutschland.
Und wenn der „Glücksfall“ Fred, auf den sich die Kirch-Vorstände schon so mächtig freuen, nun nicht will? Wenn der doch zum Haffa-Thomas geht, dem ungekrönten König des Medien-Merchandisings? Der sich gerade für die „Biene Maja“ und all die anderen Geschöpfe seiner „Junior World“ einen eigenen Platz in allen Kaufhäusern des Karstadt-Konzerns (und das sind allmählich so ziemlich alle hierzulande) gesichert hat, auf dass die Wertschöpfungskette nie ende?
Dumm wär das. Richtig bitter. Denn dann wär dir, Sat.1, dein wichtigster Mann entschwunden, alle guten Kontakte von Haffa zu Kirch hin oder her. STG
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