schnittplatz: Wir wolln dieWallerts sehen!
„Was ist los mit den Wallerts?“ fragt ratlos Franz-Josef Wagners BZ ihre Leser: Eine „seltsam traurige Heimkehr“ von Werner Wallert sei das ja wohl gewesen, heißt es auf der Titelseite: „Kein Lachen, kein Kuss, seine Frau läuft ihm nicht entgegen.“ Gut beobachtet.
Anstatt nämlich ihrem Mann mit Blumen im Haar und engelsgleichem Lächeln entgegenzuschweben, verbarrikadierte sich Renate Wallert in der Göttinger Uni-Klinik. „Nicht einmal am Fenster wollten sich die beiden Eheleute zeigen“, um der versammelten Medienmeute ein paar entzückende Bilder traulicher Zweisamkeit zu liefern. Ein feuchter Kuss auf dem Balkon vielleicht, eine unter Freudentränen wegschmelzende Renate, das wär’s doch gewesen. „Alle“, weiß die BZ aus gut unterrichteter Quelle, „hatten eine rührende Szene erwartet“. Zumal zuvor schon Oberst Gaddafi das Treffen in Tripolis rein propagandatechnisch total versiebt hat. Statt Lasershow und orientalischem Flair gab’s in Libyen nur bedruckte T-Shirts – jede Schülerband macht bessere PR.
Dass nun aber auch die endgültige Heimkehr von Deutschlands bärtigstem Erdkundelehrer so spröde und still verlief, lässt selbst gutmütigen Blättern wie der BZ den Kragen platzen: „Dabei hätte die Öffentlichkeit, die über 4 Monate mit den Göttingern bangte, gern an der Freude teilgehabt“, verdammt noch mal! Oder ist das zu viel verlangt? Schließlich soll die Rückholaktion „Deutschland“, also uns, „12 Millionen Mark gekostet haben“. Da will sie schon was für ihr Geld geboten kriegen, die Öffentlichkeit.
Geld geboten hat indes auch Sat.1, eingesteckt hat’s der umtriebige Wallert-Spross Dirk. Was uns demnächst also blühen kann, ist die große „Wallert Welcome Gala 2000“, wechselweise moderiert von Günther Jauch und Jürgen Fliege. Aber erst, wenn auch Marc Wallert wieder befreit in Deutschland aufschlägt. Denn der sitzt noch auf Jolo fest und ist sicher auch „seltsam traurig“. ARNO FRANK
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen