schnittplatz: And Ken goes to ...
„Na, haben Sie auch gewettet?“, macht Susan Atwell gut Wetter und tut einfach so, als ob nachts um zwei außer ihr, ihrem Kollegen Steven Gätjen, der ISS-Besatzung (dorthin wird am Anfang kurz geschaltet!), den NachtarbeiterInnen, die gleichzeitig Filmfans sind und den JournalistInnen, die ja müssen, noch jemand in Deutschland den 73. Oscar guckt.
Aber das ist auch gut so. Soll Susan ruhig gute Laune verbreiten, während sie da in Los Angeles hockt, und in den ABC-Werbepausen immer wieder die German-Television-Anbindung klar macht. „Hello, I’m Steven, German Television!“, bollert Roter-Teppich-Moderator Gätjen auch stets unverzagt, während er den Stars, die zum Kleider-Defilee vor Beginn der Veranstaltung aufmarschieren, das Pro-7-Mikrofon vor die Nase schiebt. Es antworten eine ganze Menge: Jennifer Lopez, Angelina Jolie, die Douglas’, Danny DeVito. Steven ist aber noch zu ehrlich für einen echten Hollywood-Hasen und erzählt darum frank und frei, wie er, neben den anderen 228 Kamerateams, die ganzen Berühmtheiten überhaupt vor das in Hollywood unbekannte Pro-7-Auge bekommt: Er habe einen erfahrenen, amerikanischen Filmjournalisten neben sich stehen, und der kennt die Presseleute der Stars. Was der Kollege dafür von Pro 7 bekommt, erzählt Little Steven natürlich nicht. Aber man würde es bestimmt später, bei der Party, aus ihm rauskriegen.
Zunächst spielt die Party jedoch im Shrine Auditorium. Da macht Hoast-of-the-Show Steve Martin gute Witze, ein junger Münchner räumt den Kurzfilm-Oscar ab (und der hat nun auch noch früher bei Pro 7 gearbeitet), und Russel Crowe verzieht kaum eine Mine bei den Anti-Russel-Crowe-Witzen des Moderators. Wie man es aus den Filmen kennt eben. Um den schönsten Mann im Saal, Benicio del Toro, muss man sich aber ein wenig Sorgen machen: Als er aufsteht, um seine Trophäe als bester Nebendarsteller einzuheimsen, sehen die hübschen Augenringe fast nach Kometeneinschlagskratern aus. Julia Roberts ist dafür wieder Barbie, und in ihren Händen sieht der Oscar aus wie Ken.
Was sagte die Tiger-and-Dragon-Hauptdarstellerin Michelle Yeoh so schön? „I love it! It’s part of the industry!“ Da kann man sich nur anschließen. JZ
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