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schnittplatzVorm Duell ist beim Duell

Die seriöse Deutsche Presseagentur (dpa) ist nicht immer für eine Überraschung gut – aber manchmal. Vergangenen Freitag zum Beispiel. Kanzler und Kandidat trafen sich zu jenem Event, das wohl als „zweites Print-Duell“ in die deutsche Wahlkampfgeschichte eingehen wird. Ein Großereignis, für das sich Süddeutsche Zeitung und Welt, alle ideologischen Differenzen außer Acht lassend, zusammentaten und ihre Chefredakteure Hans Werner Kilz (SZ) und Dr. Wolfram Weimer (Welt) schickten. Dpa sandte einen Mitarbeiter, der vom eigentlichen Duell nichts mitbekam:

„Berlin (dpa) – Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist immer für eine Überraschung gut. Zum zweiten Interview-Duell mit seinem Unions-Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) fuhr er nicht wie erwartet mit einer Limousine vor, sondern kam – für Presse und Schaulustige völlig überraschend – zu Fuß um die Ecke. Schröder und Stoiber trafen sich am Freitag in Berlin zu einem rund zweistündigen verbalen Schlagabtausch für die Süddeutsche Zeitung (SZ) und Die Welt, der hinter verschlossenen Türen stattfand.

In punkto Pünktlichkeit gewann deutlich Stoiber – der bayerische Ministerpräsident stieg um 13.53 Uhr mit den Worten ‚Ich bin aber pünktlich‘ vor dem Hauptstadtsitz der SZ aus seinem Wagen. Gut gelaunt genoss er den Auftritt vor rund 30 Schaulustigen. Mit einer jungen Frau und ihrem kleinen Sohn posierte er gar für ein Familienfoto. Aufgeregt sei er nicht, sagte Stoiber. ‚Dazu habe ich mich schon zu vielen schwierigen Fragestellungen gestellt.‘

Schröder kam knapp 20 Minuten nach dem vereinbarten Starttermin (14.00 Uhr) strammen Schrittes – dezent von Leibwächtern umringt – ins Gebäude. Der Aufforderung eines Passanten (‚Gerhard, mach ihn fertig, den Stoiber‘) ließ der Kanzler mit breitem Lächeln ein lässiges ‚Ja, ja klar‘ folgen.

Ihr erstes Interview-Duell hatten sich die beiden Spitzenpolitiker am 4. Juli ebenfalls in Berlin für die Zeitungen Bild und Bild am Sonntag geliefert. Dabei ging es um Themen wie die Kompetenz der Kandidaten, die Bilanz des Bundeskanzlers und das, was Stoiber besser machen will. Der Inhalt des zweiten Duells soll in der kommenden Woche veröffentlicht werden.“ HEIDI

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