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schill in berlinSchill glaubt nicht an die Berliner

In diesen Tagen gründet sich ein Berliner Landesverband der Schill-Partei. Das ist eine gute Nachricht. Begrüßenswert ist natürlich nicht das Faktum: Die gnadenlosen Vereinfacher werden in Berlin genauso wenig zum politischen Diskurs beitragen wie in Hamburg, wo Schill schon nach wenigen Wochen im Amt entzaubert wirkt. Die gute Nachricht ist der Zeitpunkt. Erst vier Monate nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus lässt Schill seinen Berliner Ableger aus der Taufe heben. Das zeigt: Er glaubt selbst nicht daran, dass sein populistisches Konzept hier aufgeht.

Kommentar von ROBIN ALEXANDER

Sonst hätten Schill und seine Hintermänner schon im vergangenen Jahr Berlin als Schlachtfeld ausgewählt. Dass sie es nicht taten, ist auf den ersten Blick erstaunlich: Die politische Klasse Berlins hat den Bürgern im vergangen Jahr allerhand zugemutet. Da wäre die massive Vernichtung von Steuergeldern durch den größten Bankenskandal in der Geschichte Deutschlands. Da wäre die rot-rote Koalition, die in Westberlin antikommunistische Reflexe auslöst. Berlin – ein Nährboden für die Lauten mit den einfachen Lösungen? Schill und Co. haben das anders eingeschätzt. An der Rationalität dieser Entscheidung sollte man nicht zweifeln. Schill und Co. mögen im Amt Anfänger sein, doch das Geschäft der Stimmungsmache verstehen sie. Im Gegensatz zu den gescheiterten Politikveteranen, die sich im jetzt entstehenden Berliner Ableger sammeln.

Die rechte Stimmung will in Berlin scheinbar nicht aufkommen. Weil die CDU hier kleinbürgerliche Ressentimens besser bedient als in Hamburg. Weil Ost und West sich nicht einmal auf gemeinsame Sündenböcke einigen können. Vielleicht aber auch, weil die Berliner kein diffuses Sicherheitsbedürfnis haben, sondern echte Probleme. Und für deren Lösung wäre Schill die denkbar schlechteste Adresse.

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