produkttest: Der Mond ist aufgegessen
Am frühen Abend des 25. Septembers, in wenigen Tagen also, geht er auf: der Erntemond. Das ist der Name des Vollmonds, der der Tagundnachtgleiche im Herbst am nächsten liegt. „Erntemond“, das klingt gut, das klingt richtig, das klingt nach Einssein mit dem Zyklus der Natur, nach Urkräften und Reinheit. Und ist deswegen auf Englisch – Harvest Moon – der perfekte Name einer Hochpreismarke für achtsam lebende Urbanhipster.
Neben Fruchtsäften bietet Harvest Moon etwas Besonderes an: einen Hybriden aus Kokosmilch, Joghurtkulturen und Tapiokastärke, vegan und laktosefrei (denn es ist kein Joghurt drin, nur eben die Kulturen). Die Dark-Berry-Variante (mit Blau- und Brombeere) schmeckt dabei wie ein magermilchiger Blaubeerjoghurt mit leichter Kokosnote – für meinen Geschmack etwas öde, für Veganer möglicherweise eine gute Möglichkeit, den Joghurtphantomschmerz zu stillen.
Die Variante „Natur“ hingegen ist ein Erlebnis! Die Konsistenz ist überraschend fest, wie ein Vollmilchjoghurt gemischt mit dem Festen aus der Kokosmilch. Dabei ist die Masse sehr standig, man könnte kleine Hügel aus ihr bauen, vermutlich wegen der Tapiokastärke.
Der Geschmack ist cremig, fresh, nicht wie ein „Kokosjoghurt“, sondern wirklich: eine Melange, eine Legierung aus beiden Zutaten – deshalb auch nicht so säuerlich wie Joghurt, sondern mit einer ganz milden Süße. Dafür kann man tatsächlich mal 1,99 Euro für einen 125-Gramm-Becher ausgeben.
Und dann ist da noch die neueste Produktlinie von Harvest Moon: ein Cashewcréme-Joghurt-Mix. Der allerdings ist eine Antithese von Geschmack, ich muss jede Menge Marmelade zugeben, allein um zu erreichen, dass er nach nichts schmeckt. Vielleicht hätte ich ihn in einer Vollmondnacht essen müssen.
Michael Brake
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