piwik no script img

press-schlagDie Helfer sind omniyapräsent

DOPING Warum der Weg vom Anti-Aging zum Sportbetrug nicht sehr weit ist

Mark Bonar ist ein Menschenoptimierer. Er führt einen Kampf gegen das Altern. Das hat er bisher im exklusiven Zentrum von London getan, in einer Klinik in Knightsbridge namens Omniya. In den Räumlichkeiten dieser „Gesundheits- und Schönheitsklinik“ hat der Gynäkologe, der keine gültige Lizenz der britischen Ärztekammer besitzt, praktiziert. Es sind betuchte Damen und Herren zu ihm gekommen, denen er mit merkwürdigen Kürzeln ein längeres Leben versprach. TA-65 zum Beispiel. Fruchtfliegen, die in den Genuss von TA-65 gekommen sind, leben doppelt so lange wie normal.

Oder Doktor Bonar offerierte seiner Klientel HGH, Wachstumshormone. Damit fühlt man sich angeblich vitaler, die Regeneration der Zellen wird beschleunigt. Die Mitochondrien, also die Kraftzentren der Zellen, laufen auf Hochtouren, wenn Bonar erst einmal den Superkraftstoff in seine Klienten gepumpt hat. Allein der Plan, den langsam dahinsiechenden Körper wieder auf Vordermann zu bringen, kostet in der Omniya-Klinik über 10.000 Euro. Offenbar sind aber auch junge, knackige und kerngesunde Menschen zu Doktor Bonar gegangen: Radfahrer, Fußballer, Leichtathleten.

Die Sunday Times und die ARD haben den Anti-Aging-Spezialisten in die Bredouille gebracht – mithilfe eines Lockvogels und einer versteckten Kamera. Bei Bonars Kunden dürfte es sich um Sportler gehandelt haben, die sich so eine Behandlung leisten konnten, denn wie gesagt: Billig war der Doktor nicht. Vor allem im Fußball steckt verdammt viel Kaufkraft, weshalb professionelles Doping keine Frage des Geldes ist. Profis von Leicester, Arsenal und Chelsea soll geholfen worden sein, aber nun wird eifrig dementiert. Auch von Bonar selbst.

Das kennt man. Als der Gynäkologe Eufemiano Fuentes als Menschenoptimierer und Blutpanscher entlarvt wurde, gerieten auch große Fußballklubs unter Verdacht. Bewiesen wurde nichts. Fuentes bekam ein Jahr auf Bewährung. Dutzende Blutbeutel wurden vernichtet. Rot floss das Fußballerblut in den Ausguss. Markus Völker

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen