press-schlag: Die Bundesliga, streng aus Schalker Perspektive betrachtet
Felix mit der Gabriele-Krone-Schmalz-Frisur
Den Witz, dem besten Freund den Schalke-Stecker aus der Position eins der Super-Bundesliga-Stecktabelle zu entfernen, und durch einen VfL-Osnabrück- Stecker zu ersetzen, habe ich auch nur ein einziges Mal gemacht. Kam nicht gut an. Da versteht er ja keinen Spaß, der einzige stockschwule Schalke- Fan, den ich kenne und liebe, dieser merkwürdige Mensch, dessen ansonsten karge Wohnung allein die Stecktabelle und einige Radek-Latal-im-vollen-Lauf-(mit ungefähr 50 cm breiten Schenkeln)-Poster zieren. „Nicht die beste Mannschaft soll gewinnen, sondern Schalke soll gewinnen“ pflegt der beste Freund mir zu erklären, wenn ich ihn hin und wieder beim Bundesliga-Gucken stören darf. Wenn er nicht zum Spiel auf Schalke fährt, guckt er entweder live im Internet mit oder hört die Konferenzschaltung. Von ihm weiß ich auch, dass Manni Breuckman eine „schwarz-gelbe Zecke“ ist, und natürlich richte ich meine eigenen Urteile von Spielen danach, was das für Schalke bedeutet.
Obwohl ich auch so meine Spieler-Vorlieben habe. Bei dem blöden Stuttgart-Wolfsburg-Spiel am Samstag zum Beispiel blieb mir mal wieder am stärksten die Gabriele-Krone-Schmalz-Frisur Felix Magaths im Gedächtnis. Dabei hatte ich mich sehr darauf gefreut, wenigstens einen kleinen Blick auf den Robert-Redford-Nachwuchs Timo Hildebrand im Stuttgarter Tor erhaschen zu können. Auch 22-Jährige werden mal erwachsen, jawohl. Aber da er ja nur eins kassierte, muss ich mich weiterhin mit dem Foto begnügen, auf dem er neckisch, wie alle Spieler, die auf diesen Mannschaftsfotos in der ersten Reihe sitzen, die Beine auseinanderdrückt.
Olli Kahn dagegen kriegte man gleich wieder hundertmal hintereinander dabei zu sehen, wie er den Ball mit beiden Fäusten, als Volley quasi, ins Hansa- Tor schubste. Hähähä, das gab, womit wir wieder beim Thema wären, natürlich Ärger, die Bayern verloren, und das ist bekanntlich (außer, dass es ohnehin prima ist) gut für Schalke = der beste Freund freut sich einen zweiten Bauchnabel = eventuell geht er mit mir aus. Zum Beispiel in die Kneipe von Herthas Mittelfeldspieler Anthony Sanneh in Berlin. Dort sitzen wir dann beisammen, trinken Cocktails, lästern über die Hertha (also ich stimme nur zu), kichern wie Schulmädchen, beobachten aus den Augenwinkeln, wie Sebastian Deisler Hefeweizen trinkt, und am späteren Abend bin ich wieder völlig fassungslos, aber auch irgendwie gerührt darüber, dass ein erwachsener, schwuler, furchtbar rationaler und nachdenklicher Mann wirklich einen Stein des neuen Schalker Stadions erworben hat. Das ist so romantisch! JENNI ZYLKA
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