piwik no script img

press-schlagRadiophone Spaziergänge mit Milena (Teil 12)

Bloß weg hier oben!

Glückliches Italien! Dort, wo redlich sich Zitronenkicker mühen, verwendet man eine einfache Formel zum Sortieren des Spieltags: Je höher die Summe der Punktzahlen der aufeinander treffenden Gegner, desto spitzer das Spiel. Theoretisch jedenfalls. Bei uns geht so was nicht. Beste Partie des 26. Spiel(sams)tags hätte Dortmund-Leverkusen sein müssen (zusammen 88 Punkte vor dem Anpfiff). Stimmte allenfalls in der ersten Viertelstunde – und auch dann nur, wenn man den Dortmunder Torwart so weit rausrechnet, wie er sich selbst aus dem Tor rausbewegte. Und das Spiel in Schalke (77) hätte viiiiel besser sein müssen als das in Rostock (51). War es aber nicht. Wenigstens im Frankfurter Waldstadion (59) kam es hin: Hier ging das mindestens drittschlechteste Spiel vonstatten. Nach unten ist also in dieser Saison weiterhin alles möglich. Nur nach oben eben nicht.

Dabei hatte Milena (knapp 3) dem Spieltag doch so sehr entgegengefiebert: Bereits am Freitagabend legte sie 40,1 Grad Körpertemperatur vor – aber Köln und Wolfsburg (mit 71 Punkten eigentlich für ein gehobenes Durchschnittsspiel gebucht) reagierten recht unterkühlt mit einem gruseligen Kick.

Und spätestens am Samstag um 15.37 Uhr (der obligatorische Bundesligaspaziergang mit Konferenzschaltung war aus Gesundheitsgründen erneut ins Wohnzimmer verlegt worden und führte über Tisch und Bänke) war endgültig klar, dass aus diesem Spieltag nichts mehr werden konnte: Da ließ Reporter Manni Breuckmann den 45-Meter-Schuss von Bernd Schneider ebenso baff über sich hinwegfliegen wie Jens Lehmann: In der Tradition von NDR-Kühlschrank Peter Jensen machte er dem Radiohörer ca. 2 Minuten lang weder durch die Stimmlage noch durch den Text selbst klar, dass da gerade ein Tor gefallen war.

Also weiter wie gehabt: Leverkusen kann ungefährdet an seiner Stellung als neuer ewiger Zweiter basteln. Kein anderer will sich unbeliebt machen, indem er respektlos in den Kampf um die Meisterschaft eingreift. Vielmehr ist ein neuer Trend zu beobachten: Alles, was Beine hat, bewegt sich zielstrebig weg von den Champions-League-Plätzen. Hertha, Dortmund und Schalke holten zusammen einen Punkt und hatten sich auf Wörns als ihren Torschützen des Wochenendes verständigt. Die Strategie ist klar: Wer nicht hochkommt, kann auch nicht abstürzen. Klingt irgendwie nach Gewerkschaft. Gilt Ver.di auch für die Kollegen Kicker?

Live aus dem Wohnzimmer:

OLIVER THOMAS DOMZALSKI

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen