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press-schlagBereits nach dem 14. Spieltag droht der Bundesliga die große Langeweile

Sammer, hilf!

Gibt es etwa irgendwo in diesem Sonnensystem einen Menschen, der tatsächlich hofft, dass die Bundesliga langweilig wird? Dass die einen schon vor Weihnachten abgestiegen sind – und der Meister feststeht? Nein, gibt es nicht. Und so klammert sich der interessierte Mensch an – Borussia Dortmund. Oh, Gott, muss das sein? Antwort: ja.

Klar wünschen sich welt- oder fachfremde Romantiker gern, der Fußball möge all das leisten, was das wahre Leben verweigert. Leider verkennen sie, dass Profifußball längst das wahre Leben ist. Auf den ersten fünf Plätzen der Liga stehen seit zwei Jahren dieselben Teams, die mit dem höchsten Etat und dem besten Kader (Bayern, Dortmund, Leverkusen, Schalke, Hertha). Klar kann es mal einer schaffen, in die großen fünf reinzurücken. Die besten Chancen hat da derzeit sicher Werder Bremen – aber da geht es um einen Uefa-Cup-Platz. Rational betrachtet hat nur der Titelverteidiger die Qualität im Kader, um auf die ganze Distanz mit den Bayern mithalten zu können. Das Problem ist nur: Borussia hat nun schon acht Punkte Rückstand.

Früher wäre in so einer Situation einfach der Kanzler gekommen und hätte die Sache gerade gebogen; heute darf man nicht mal mehr erwähnen , dass Schröder BVB-Anhänger ist – sonst sinken sämtliche Aktien ins Bodenlose. Wer das Team in Wolfsburg gesehen hat, kann auch so ins Grübeln geraten. „Wie“, fragte einer, der dabei war, entgeistert: „Wie kann das passieren?“ Der Fragesteller war zufällig Matthias Sammer, der BVB-Trainer – und sein Problem ist, dass er die Antwort nicht weiß. Sammers Situation ist nicht einfach. Erstens mag er grundsätzlich „keine öffentliche Diskussion“, schon gar nicht in der Nachfolge des FC Bayern. Zweitens gilt alle Konzentration längst dem morgigen Champions-League-Spiel in Moskau. So verweigert er die Acht-Punkte-Thematik, indem er sagt: „Wir dürfen nicht nach den Bayern schauen.“ Raffiniert? Er sagt ja nicht, dass es unmöglich sei, einen solchen Rückstand aufzuholen. Er sagt: „Wir müssen erst mal daran arbeiten, die Fehler abzustellen.“ Das heißt so was wie: Ich sage nicht, dass wir es können. Aber falls wir es doch können, dann können wir es.

Das klingt lapidar – und ist auch so gemeint. Und letztendlich könnte einem das alles herzlich egal sein, wenn es eben nicht um unser hochwertigstes Unterhaltungsprodukt ginge. Kein Mensch will sich ein halbes Jahr langweilen. Bis auf einen, der soeben verkündet hat: „Ich hoffe, dass die Bundesliga langweilig wird.“ Rein zufällig hieß der Mann Ottmar Hitzfeld.

PETER UNFRIED

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