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prenzlauer bergWie in Paris

Was ist in den vergangenen Jahren in Prenzlauer Berg nicht alles zum Thema „Gentrifikation“ gesagt worden! Die einen verglichen die „Aufwertung“ des Bezirks kurzerhand mit New York und warnten vor einer „Yuppie-Town“. Andere zuckten mit den Schultern und verwiesen auf den Hackeschen Markt, wo alles noch viel schlimmer sei.

Kommentar von UWE RADA

Mit dem Vorstoß, aus dem halben Prenzlauer Berg eine Shoppingmeile ohne Ladenschluss zu machen, ist jetzt im schleichenden Aufwertungsprozess eine neue Etappe erreicht. Nicht mehr modernisierungswillige Hauseigentümer und Nobelrestaurants sind nun die treibenden Kräfte bei der Umstrukturierung des Bezirks, sondern die Bezirkspolitiker selbst. Man kann sich schon jetzt ausmalen, dass es nicht die kleinen Geschäfte sind, die von einer Ausweitung des Ladenschlusses profitieren, sondern Ketten und Filialisten. Selten haben Bezirkspolitiker die ohnehin in Druck geratenen Gewerbetreibenden ohne Not einer neuen Runde im Verdrängungswettbewerb ausgesetzt.

Dieser Paradigmenwechsel hatte sich allerdings angedeutet. Ines Saager, die von den Grünen zur CDU gewechselte Wirtschaftsstadträtin, will den Bezirk ähnlich wie die „Silicon Street“ in der Chausseestraße zum Eldorado für die New Economy ausbauen, und selbst die Sanierungsprofis von S.T.E.R.N. erklären immer wieder, dass es gar keine Verdrängung der angestammten Bewohner gebe.

Diejenigen, die immer wieder beharrlich auf den Fortzug ganzer Bevölkerungsgruppen hinweisen, haben wahrlich keinen leichten Stand. Dies umso mehr, als mit der Bezirksfusion das Sanierungsgeschehen in Prenzlauer Berg seine Rolle als politisch sensibles Terrain verlieren wird. Stadtentwicklung ganz nach den Regeln des Marktes – das wären dann allerdings tatsächlich Pariser Verhältnisse.

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