portrait: Vier Dreiecke und Schnüre
It was an Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini“ – so klang nicht nur der Sommerhit des Jahres 1960, der Song von Bryan Hyland löste auch einen Kassensturm auf Bikinis aus. Zu knapp, zu unzüchtig; das war der Ruf des damals längst nicht mehr neuen Zweiteilers. Vor 70 Jahren wurde er erstmals in Paris vorgeführt. Und so handelt Hylands Lied mit der eingängigen Melodie denn auch davon, wie sich eine junge Frau partout nicht aus der Kabine traut in ihrem „klitzekleinen mini-wini“ Bikini.
Auch Bikini-Erfinder Louis Réard fand im Juli 1946 zunächst kein Mannequin. Nur die Nackttänzerin Micheline Bernardini brachte den Mut auf und präsentierte die „vier Dreiecke und ein paar Schnüre“ am 5. Juli im Pariser Schwimmbad Molitor.
Die Idee zum Zweiteiler soll Réard am Strand von St. Tropez gekommen sein. Im Laufe der 1930er Jahre hatte sich das Schönheitsideal von der „noblen Blässe“ zur „gesunden Bräune“ gewandelt. Diese zu erreichen, war im damals recht prüden Europa jedoch schwierig. In Deutschland etwa galt seit 1932 der sogenannte Zwickelerlass, der das Tragen von Zweiteilern beim Baden untersagte. Auch in Frankreich wurde hochgeschlossen gebadet. Und so beobachtete Réard Frauen, die mühevoll ihre Badeanzüge hochkrempelten, um mehr Sonne an ihre Haut zu lassen.
Réard wusste, dass das knappe Stück Stoff mediale Beachtung finden würde. Deswegen bedruckte der gelernte Automechaniker seine Kreation über und über mit Schlagzeilen. Réard wollte provozieren. Ein richtiger Bikini sei maximal so groß, dass man ihn durch einen Ehering ziehen könne. Als Namensgeber wählte er das Bikini-Atoll, jene Insel, auf der die USA wenige Tage zuvor Atomwaffentests durchgeführt hatten. Sicher eine explosive Wahl, geschmackvoll nicht unbedingt.
Doch der Erfolg ließ auf sich warten. In vielen Ländern war das bauchfreie Baden gar verboten. Dann kam 1962 „Bond jagt Dr. No“ in die Kinos – und Ursula Andress schuf im Bikini die Legende des Bond-Girls. Seinen 70. Geburtstag feiert der Bikini als „Must Have“ der Badesaison – auch wenn ein Badeanzug beim Herumtollen in den Wellen wohl die besser sitzende Wahl bleibt. Dinah Riese
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