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Ines Pohl in der taz vorzustellen ist ungefähr so, wie Fußballfans zu erklären, wer Philipp Lahm ist. Sie war bis 2015 Chefredakteurin dieser Zeitung. Das waren sechs gute Jahre für die taz, die allerdings nicht immun gegen die Zeitungskrise war. Aber wenn man auf die gesamte Bilanz mit Kombiabos schaut, hat die taz unter Ines Pohl sogar Abos gewonnen. Das ist angesichts der allgemeinen Depression in der Branche ein vorzeigbares Ergebnis.

Es gibt einen als modern geltenden Führungsstil, der möglichst geräuscharm alle Konflikte schon im Vorfeld zu besänftigen sucht. Als prominentestes Beispiel dafür gilt Angela Merkel, die das Sowohl-als-auch perfektioniert hat.

Ines Pohl pflegt eine etwas andere Art: kooperativ und offen, aber auch direkt, klar, entschieden. Wenn sie in der taz journalistische oder moralische Standards verletzt sah, ging sie keinem Streit aus dem Weg. Dass andere Blätter, meist überdramatisiert, über Konflikte in der taz berichteten, nahm sie sportlich und mit jenem leicht anarchischen, schwer berechenbaren Humor, der sie auszeichnet. Sie verfügt zudem über eine Eigenschaft, die in Chefetagen eher selten ist: Selbstironie.

Im Juli 2015 kündigte sie bei der taz und ging für die Deutsche Welle als Korrespondentin in die USA. Eine unverhofft glückliche Wahl. Damals war kaum zu ahnen, dass dort einer der aufregendsten Vorwahlkämpfe folgen würde, den sie mit frischer Neugier verfolgte. In einem Videoblog fragte sie normale US-Bürger: „What America do you want?“ (Follow #What­America.) In die USA ging sie auch, weil in Washington ihre Frau lebt, die als Reporterin bei der Washington Post arbeitet.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass sie im März 2017 nach Deutschland zurückkehren und Chefredakteurin der Deutschen Welle wird, deren Redaktion in Berlin und Bonn beheimatet ist. Beides ging schneller als erwartet – die Rückkehr und der Aufstieg bei dem Sender. „Ich freue mich auf die großartige neue Aufgabe, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die DW als digitales Medienhaus stark zu machen“, sagt sie. Und schwärmt von Möglichkeiten der DW als globales Kommunikationsmedium. Welcome home, Ines. Stefan Reinecke

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