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portraitSchlächtervor Gericht

Es hat lange gedauert, aber nun ist der historische Moment tatsächlich gekommen: Ab Montag steht Tschads Exdiktator Hissène Habré vor einem eigens gegründeten afrikanischen Tribunal. Die Anklage: Mord, Folter und eine Reihe weiterer Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Der Prozess findet in Senegal statt, wohin sich Habré vor fast 25 Jahren geflüchtet hatte, samt einem erheblichen Teil der Staatskasse seines Landes. Der tschadische Gewaltherrscher hatte im Jahr 1982 als Führer einer bewaffneten Rebellion die Macht ergriffen, aus Empörung darüber, dass er zuvor als Premierminister abgesetzt worden war. Damals war Tschad Drehscheibe französischer Militärinterventionen in Afrika und befand sich im Krieg gegen Libyen, das den uranreichen Norden Tschads annektieren wollte. Als getreuer Verbündeter Frankreichs und der USA gegen Gaddafi führte Habré ein Terrorregime, dem nach Angaben einer unabhängigen Untersuchung nach seinem Sturz in acht Jahren 40.000 Menschen zum Opfer fielen. Habrés Geheimpolizei DDS war berüchtigt für unmenschliche Haftbedingungen.

Sturz im Dezember 1990

Mit dem Ende des Kalten Krieges verlor Habré seinen Nutzen für den Westen. Niemand kam dem Diktator zu Hilfe, als sein flüchtiger ehemaliger Armee­chef Idriss Déby aus dem Sudan einmarschierte und ihn im Dezember 1990 stürzte. Habré floh nach Senegal und kaufte sich mit seinem gestohlenen Geld politische Protektion.

Der Fall Habré ist zu einem eigenen Kapitel in der Geschichte der internationalen Justiz geworden. Senegal schützte den Tschader vor Auslieferung nicht nur an Tschad, sondern auch an Belgien, wo tschadische Opfer der Diktatur geklagt hatten. Dann versprach Senegal, ihn selbst vor Gericht zu stellen, hatte aber kein Geld dafür. In der Zwischenzeit wurde Habré in der Heimat zum Tode verurteilt. Die Afrikanische Union gründete für Habré schließlich einen eigenen Gerichtshof.

Mittlerweile sind viele Opfer des Habré-Terrors bereits tot. Die Überlebenden haben erst wieder Mut geschöpft, seit Habré im Juli 2013 verhaftet wurde. 70 Zeugen aus Tschad werden nach Dakar zum Prozess anreisen, den ein Richter aus Burkina Faso führen soll.

Habré selbst, mittlerweile 72 und herzkrank, will mit dem Gericht nicht kooperieren. Er wird zwangsweise vorgeführt werden müssen, falls er nicht aus Gesundheitsgründen davon verschont bleibt – was wohl auch mit jeder denkbaren Haftstrafe geschehen wird, zu der er verurteilt werden könnte. Dennoch: Für die Aufarbeitung der Verbrechen von Diktaturen ist der Habré-­Prozess ein Meilenstein. Dominic Johnson

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