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Erfahrungen mit pornografischen InhaltenPornokonsum unter Minderjährigen steigt deutlich

Fast die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen konsumiert pornografische Inhalte. Eine Umfrage der Landesmedienanstalt NRW zeigt einen deutlichen Anstieg.

Kindern und Jugendlichen gelingt keine richtige Einordnung sexueller Inhalte, warnt Tobias Schmid, Direktor der Landesmedienanstalt NRW Foto: Marcus Brandt/dpa

kna/taz | Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland sehen Pornos. Fast die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen hatte 2025 Erfahrungen mit pornografischen Inhalten, wie eine am Dienstag in Düsseldorf veröffentlichte repräsentative Umfrage der Medienanstalt NRW ergab. Damit sei der Anteil in den vergangenen beiden Jahren um über ein Drittel gestiegen; 2023 seien es nur 35 Prozent gewesen. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) ist unter 14 Jahren, wenn sie ihren ersten Porno sieht.

Die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen fordert von Pornoplattformen seit Jahren, eine Alterskontrolle umzusetzen und droht wiederholt mit Sperrungen. Kindern und Jugendlichen gelänge keine richtige Einordnung sexueller Inhalte. Nur 25 Prozent bewerteten diese als unrealistisch; 2023 waren es noch rund 33 Prozent.

Kritik an Pornoplattformen

Der Anteil derer, die Pornos als informativ empfinden, stieg in den vergangenen zwei Jahren von 8 auf 13 Prozent, wie es hieß. Wesentlich mehr als zur Aufklärung nutzen Minderjährige Pornos als Orientierung für sich. Mehr als ein Drittel der Heranwachsenden (36 Prozent) gab an, die gezeigten Inhalte selbst ausprobieren zu wollen. Bei den Jungen liegt dieser Wert mit 43 Prozent wesentlich höher als bei den befragten Mädchen (27 Prozent).

Der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, Tobias Schmid, nannte die Ergebnisse erschreckend. Er warf den großen Pornoplattformen ein rücksichtsloses Vorgehen vor, weil sie einfachste Schutzmechanismen nicht umsetzten. „Jugendmedienschutz hat die Aufgabe, die Schwächsten unserer Gesellschaft – Kinder – vor Inhalten zu schützen, die sie nicht einordnen können und die sie verunsichern und verstören“, so Schmid.

Auch Zunahme von Sexting

Mit dem wachsenden Pornokonsum hat laut Medienanstalt unter Kindern und Jugendlichen auch das gegenseitige Versenden von sexuellen Inhalten zugenommen, das sogenannte Sexting. 10 Prozent der 11- bis 17-Jährigen gaben an, selbst Sexting-Nachrichten versendet zu haben (2023: 6 Prozent). Zugleich sagten 31 Prozent, Sexting-Nachrichten von anderen erhalten zu haben; eine Steigerung um 10 Prozentpunkte gegenüber 2023. 83 Prozent der Befragten, die solche Inhalte erhielten, erhielten sie ungefragt.

Die Befragung erfolgte den Angaben zufolge von Anfang September bis Anfang Oktober online. Einbezogen waren 2.967 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren.

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