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petition der wocheFür eine neue Normalität nach der Flut

Anlass der Petition Die Flut im Ahrtal.

Das wollen die Initiatoren Eine ökologische Erneuerung

Das wollen sie nicht Zurück in die Vergangenheit

Kurz nach der Flut“, sagt Doris Schmitten, „war klar wie Kloßbrühe, dass wir wirklich was ändern müssen.“ Und jetzt, im Herbst? „Schottern die Ersten schon wieder ihre Vorgärten“, sagt sie. Den Bäumen würde die Schuld zugeschoben, weil die, entwurzelt, an den Brücken das Wasser stauten. Es ist eben immer alles eine Frage der Perspektive.

34 Häuser, so vermeldeten die Nachrichtenagenturen, könnten im Ahrtal nicht an alter Stelle wieder aufgebaut werden. „Es gibt nur verhältnismäßig wenige zerstörte Häuser, die im besonderen Gefahrenbereich des Überschwemmungsgebiets liegen und an altem Ort nicht wiederaufgebaut werden können“, beruhigte die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz, die „allermeisten Hausbesitzer und Hausbesitzerinnen“ könnten an Ort und Stelle sanieren.

Katherina Müller und Doris Schmitten beruhigen solche Sätze nicht. „Ich verstehe das natürlich sehr gut“, sagt Katherina Müller, 37, Erzieherin und Mutter zweier kleiner Kinder, „diese Sehnsucht nach Normalität“. Die Leute wollten ihr altes Leben zurück.

Sie selbst haben ihr Leben behalten, Müller lebt oben auf dem Berg in Reifferscheid, einem beschaulichem Ort mit wunderbarem Blick ins Tal. Dort unten, in Insul, wohnt Doris Schmitten, dort fließt die Ahr, dort ist Katastrophengebiet. Ein Wunder: Ihres ist eines von drei Häusern, die von den Fluten verschont blieben. „So wie es mal war, so wird es nicht mehr werden“, sagt Müller, „das kann man bedauern, das können wir aber auch als Chance sehen.“ Als Chance, künftig im Ahrtal mehr mit der Natur zu leben.

Um der Debatte über einen möglichst schnellen Wiederaufbau den Aspekt der Nachhaltigkeit hinzuzufügen, haben die beiden Frauen die Petition „Wiederaufbau – Natur und Mensch gemeinsam“ gestartet und sie auf drei Petitionsplattformen – openpetition, change.org und weact.campact.de veröffentlicht. Darin fordern sie beispielsweise die „Entwicklung eines integrierten Hochwasserschutzes für Naturphänomene“. Die Verkehrsinfrastruktur solle man „zukunftsorientiert aufbauen“ und auch die Verkehrswende dabei mitdenken. Geht es nach den beiden Frauen, werden Neubauten oder Instandsetzungen „energetisch und ökologisch optimiert umgesetzt“, sie wollen auch eine neue, dezentrale und erneuerbare Energieversorgung.

„Vielen Hausbesitzern sind die Ölheizungen weggerissen worden“, erzählt Müller, „die wollen nie wieder so ein Ding im Keller haben.“ Die Versicherungen bezahlen aber nur den Ersatz für die alte Heizung – auf welchen Wegen lässt sich organisieren, dass das Neue besser ist?

Solche Fragen haben Müller und Schmitten auf die Idee mit den Petitionen gebracht. „Wir brauchen eine neue Debatte, mehr Informationen, einen anderen politischen Willen“, finden die Frauen. Bisher haben auf den drei Plattformen insgesamt mehr als 5.000 Menschen unterschrieben.

Den beiden Frauen schwebt das vor, was am Schluss der Petition steht: die ökologische Erneuerung des „Naturraums Ahrtal“. „Wir müssen hier künftig nachhaltiger leben und weitsichtiger denken“, sagt Müller, „Menschen, Tiere und Natur, das ist doch alles eins.“ Heike Holdinghausen

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