petition der woche: Rüganer*innen wollen keine Kurtaxe zahlen
Anlass der Petition Das Ostseebad Binz erhebt eine Kurabgabe auch für Rüganer*innen.
Das will die Initiatorin Kostenlos an allen Stränden ihrer Insel baden.
Das willsie nicht Als Rüganerin eine Kurtaxe bezahlen.
Mit Ordnungskräften hatte Kirsten Hagemann nicht gerechnet, als sie ins Ostseebad Binz fuhr, um ihren Tag nach der Arbeit badend ausklingen zu lassen. Umso erzürnter war die Rüganerin, als Kontrolleur*innen sie am Strand stoppten und eine Kurtaxe bei ihr eintreiben wollten. Sogar mit der Polizei haben die Kurvollstreckungsbeamt*innen ihr gedroht, weil sie sich weigerte, die Gebühr zu bezahlen. Ein Besuch des Ostseebads Binz auf der Insel Rügen ist nämlich keineswegs kostenfrei, sondern, wie es so schön auf Behördendeutsch heißt: tageskurabgabepflichtig. Offenbar auch für Bewohner*innen der Insel, wie Hagemann nun am eigenen Leib erfahren hat.
Kirsten Hagemann kann nicht verstehen, dass Rüganer*innen, die auf der Ostseeinsel leben, arbeiten und Steuern zahlen, mit einer Kurtaxe „zusätzlich zur Kasse gebeten werden“. Das sei eine „Frechheit“. Deshalb hat die aufgebrachte Inselbewohnerin eine Petition gestartet, in welcher sie den kostenlosen Strandzugang für alle Insulaner*innen fordert. In ihrem Aufruf schreibt sie: „Es sollte doch möglich sein, dass alle Einheimischen, die auf der Insel gemeldet sind, einfach eine Kurkarte bekommen.“ Die Petentin wohnt in Zirkow, einer kleinen Gemeinde unweit vom Rügener Ostseebad Binz. Zu weit entfernt, wenn es nach der Kurabgabesatzung geht, die regelt, wer für einen Aufenthalt in dem Urlaubsort zahlen muss und wer nicht.
Momentan bezahlen Besucher*innen im Kurbereich 2,85 Euro pro Tag und Person. Ausgenommen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie schwerbehinderte Menschen. Hunde zahlen einen Euro am Tag, im Jahr aber nicht mehr als 30 Euro. Das größte Seebad auf Rügen kassiert allerdings nicht nur Urlauber*innen und ihre Haustiere ab, sondern auch Menschen, die auf der Insel wohnen und nicht direkt in der Gemeinde leben oder arbeiten. „Ortsfremde“, zu denen auch die etwa sechs Kilometer weiter lebende Hagemann zählt, werden somit behandelt, als seien sie Urlaubende. Eine Ungerechtigkeit, wenn es nach der Initiatorin der Petition geht.
Das sehen auch über 3.000 Menschen so, die den Onlineaufruf mittlerweile unterstützen. Ihrer Ansicht nach sollten die Bewohner*innen der Insel alle Strände benutzen dürfen, ohne eine Kurkarte kaufen zu müssen. Denn ein Tourismus- oder Kurbeitrag sollte sich, wie der Name erahnen lässt, in erster Linie an Tourist*innen und Kururlauber*innen richten – nicht an die Menschen vor Ort.
Kirsten Hagemann findet: Die Erhebung einer solchen Gebühr ist prinzipiell sinnvoll, weil sie öffentlichen Einrichtungen wie Museen und Bädern zugute kommt, der Strand sauber gehalten werden kann und Reparaturen ermöglicht werden.
Auf Facebook solidarisieren sich unterdessen etliche Nutzer*innen mit der Petentin. Eine Frau schreibt unter einem Beitrag von Hagemann, der inzwischen 700 „Gefällt mir“-Angaben hat, sie habe das Gefühl, dass man als Rüganer*in während der Saison nur noch Gast sei. Eine andere Person findet, die Insulaner*innen seien „Fremde in der eigenen Heimat“. Sie hoffen, dass die „Schweinerei“ möglichst bald behoben wird, denn es sind die Anwohner*innen, die Rügen pflegen und behüten, wenn die Tourist*innen wieder abgereist sind. Simon Schwarz
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