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petition der wocheDas neue Snapchat-Update nervt die Nutzer mit Werbung

Anlass der Petition: Ein neues Update für Snapchat

Das wollen die Initiatoren: Zurück zur alten Version

Das wollen sie wirklich: Ihren digitalen Zufluchtsort nicht verlieren

Für die Empörung ist offenbar kein Vergleich zu groß. „Das neue Snapchat-Update ist wie der Übergang von Obama zu Trump“, twitterte @McDreamy aus Texas vor zwei Wochen. Reaktion: 5.504 Retweets und 15.691 Likes.

Die meist jüngeren Nutzer der App sind unzufrieden. Aus diesem Grund startete der Australier Nic Rumsey eine Petition auf change.org und forderte, dass das Update rückgängig gemacht wird. Warum? Die App sei komplizierter geworden und viele der neuen Funktionen würden dem ursprünglichen Zweck der App widersprechen. Insgesamt unterzeichneten in einem Monat mehr als 1,2 Millionen Nutzer.

Grund ist die veränderte Benutzeroberfläche der App. Vor dem Update sah man auf einer Seite private Nachrichten, auf der anderen Seite öffentlich geteilte Storys von Freunden und abonnierten Kanälen. Nach dem Update sind alle persönlichen Inhalte auf der einen Seite zu finden, während auf der anderen Seite Werbung und Beiträge von Influencern angezeigt werden. Laut Snap Inc. sollen so private und werbebasierte Inhalte klarer voneinander abgegrenzt werden. Viele Nutzer stören sich jedoch an den Werbebeiträgen, die sie nicht abonniert haben und die per Algorithmus ausgewählt werden. Sie glauben, dass Snap Inc. so vor allem Geld verdienen will.

Der Unmut der Nutzer richtet sich auch dagegen, dass die privaten Chatverläufe nun nach der Häufigkeit des Kontakts angeordnet sind. Die Macher nennen das den „raffinierten Beste-Freunde-Algorithmus“. Nutzer finden das offenbar unpraktisch und verwirrend.

Snapchat zählt zu den sogenannten Instant-Messaging-Diensten. „Snaps“ können einmalig angeschaut werden und löschen sich anschließend. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit „Storys“ anzulegen, die dann für 24 Stunden verfügbar sind. Ein Chat ist ebenfalls integriert. Nutzer haben jedoch kein eigenes Profil und Beiträge können nicht direkt kommentiert werden. Dank dieser wenig intuitiven und anfänglich kompliziert wirkenden Bedienung etablierte sich Snapchat als digitaler Zufluchtsort für Jugendliche – ohne „peinliche“ Kommentare von Mama oder Papa. Allein in Deutschland nutzen über 5 Millionen die App, weltweit sind es mehr als 187 Millionen.

Trotz des starken Protests und immer mehr negativen Bewertungen im App-Store kam seitens der Verantwortlichen länger keine Reaktion. Erst vergangene Woche äußerte sich CEO Evan Spiegel auf einer Konferenz in San Francisco zu dem Thema. Man bedanke sich für die Anregungen und die Kreativität und habe Verständnis für die Verärgerung. Aber man glaube, dass sich die Nutzer erst noch an die neue Anordnung gewöhnen müssen. Anschließend wurde ein weiteres Update angekündigt. Es folgten empörte Reaktionen.

Billy Klingler, ein Schüler aus den USA, fasst seinen Unmut so zusammen: „Ich habe die Petition unterschrieben, weil ich gehofft habe, dass Snapchat das Update rückgängig machen würde. Stattdessen haben sie angekündigt, noch mehr zu ändern. Mit der alten Funktion waren alle Storys leicht zu finden. Jetzt ist alles verkompliziert und ich sehe viel Material, das mir gestohlen bleiben kann!“ Viele Nutzer haben angekündigt, Snapchat wegen der Änderung zu löschen. So weit will Billy Klingler nicht gehen. Denn zu viele seiner Freunde nutzen die App, er will den Kontakt zu ihnen nicht verlieren. Ulrike Stegemann

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