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pampuchs tagebuchAus Überzeugung

„Gesellschaft & Kommunikation“ oder so ähnlich werde es heißen – oder jedenfalls behandeln –, raunte mir der Redakteur dieser Seite am Telefon zu, aber so ganz Genaues wisse er auch noch nicht, wisse eigentlich noch niemand. Jedenfalls, das immerhin wissen wir Leser, Schreiber und Redakteure aus den täglichen „Werkstattberichten tazwei“, wird das Hinterteil der taz umgemodelt – ab 18. Oktober. „Kultur PLUS“, „erweiterter Kulturbegriff“, „meinungsstark“, das klingt alles ziemlich lecker. Leser, Schreiber und Redakteure freuen sich drauf. Ein echtes Update steht ins Haus, wurde auch Zeit, und aus Sicht des Kolumnisten, der an dieser Stelle nun fast fünf Jahre sein schweres Amt versah, ist das Anlass zu einem Rückblick.

 Meine Rolle als Tagebuch schreibender DAU (dümmster anzunehmender User) – so hatte sie der Redakteur mit meiner jubelnden Zustimmung frühzeitig definiert – war in all den Jahren ohne größere Mühe aufrechtzuerhalten. Selbst wenn ich gelegentlich etwas dazulernte (wozu übrigens sowohl der Redakteur wie auch hilfreiche Leser beitrugen), es reichte nie auch nur im Entferntesten dazu, ein Computercrack zu werden. Und selbst wenn ich in dieser Zeit manches Aha-Erlebnis hatte, allein schon die technischen Veränderungen und Innovationen (nebst Updates) haben mich nachhaltig davon abgehalten, Ehrgeiz in dieser Materie zu entwickeln.

 Computertechnisch bin ich ein Hinterherhinker geblieben. Ich benutze noch immer das Kistchen, das ich frisch erworben hatte, als ich 1998 anfing, hier meine Freuden und Nöte mit ihm darzustellen. Es ist mir lieb und teuer geworden, doch es ist mir auch immer ein Rätsel geblieben. Zum ständigen Hohn meines Redakteurs („Du warst ja noch nie im Internet“) habe ich auch meinen Chaos-Provider AOL nie gewechselt. Treue? Faulheit? Ignoranz? Angst vor dem Neuen? Vielleicht ein bisschen von allem.

 Ich bin nicht stolz auf mein Computerlaientum. Blicke ich aber auf das letzte Jahrfünft, so erkenne ich: Freiheit besteht heute zu einem nicht zu unterschätzenden Teil darin, sich Innovationen zu verweigern. Die Möglichkeiten, dieser Freiheit teilhaftig zu werden, sind vielfältig, und sie wachsen ständig.

 Bin ich also ein DAU aus Überzeugung? Vielleicht doch nicht ganz: Gestern traf ich meinen alten Freund K., den ich länger nicht gesehen hatte. K. ist Inder und demzufolge ein absoluter Computerfreak – sein bürgerlicher Beruf ist übrigens Psychiater. K. hat die vollständigste Sammlung alter Apple-Computer, die ich kenne, und wenn er guter Laune ist, kann er herrlich auf Bill Gates und die PCs (die er nur „Dosen“ nennt) schimpfen. Ich habe K. gestern wieder mal eine Weile zugehört und bin nun überzeugt, dass ich mit meinem Windows-Kistchen in einer Parallelwelt gelebt habe, noch dazu in einer, die offenbar geradewegs in die Sackgasse führt. K. hat mir einige neue Modelle von Apple gezeigt und vorgeführt – mein Gott, sind die schön. Und dazu – wie mir K. versicherte – verständlich, robust, userfreundlich.

 Es war wie ein Erweckungserlebnis, fast bin ich versucht, vom Apple der Erkenntnis zu reden. Ich werde mir einen Apple kaufen und ein neues Leben beginnen. Es hat sich ausgeDAUt. Auch ein Schreiber muss sich mal updaten. Jawoll, ich werde mich relaunchen. Wurde auch Zeit. Adieu also und bis bald.

THOMAS PAPMPUCH

ThoPampuch@aol.com

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