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Das Zukunftslabor für Circular Economy an der Technischen Universität Clausthal entwickelt digitale Services, die helfen, Ort, Aufwand und Kosten von Reparatur oder Recycling zu ergründen

Eine defekte Batterie, ein alter Toaster oder ein kaputtes Fahrrad – so etwas begegnet uns allen im Alltag. Und meistens werfen wir die Dinge einfach weg. „Wegschmeißen ist einfach, Reparieren oder Weiterverkaufen ist schwerer“, betont Andreas Rausch, Sprecher des Zukunftslabors Circular Economy am Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen unter Leitung der Technischen Universität Clausthal.

Die Forschung des Clausthaler Zukunftslabors soll dazu beitragen, das zu ändern. Circular Economy bedeutet, Produkte und Materialien so lange wie möglich wiederzuverwenden, zu reparieren und zu recyceln, um Abfall zu vermeiden und die Umwelt zu schonen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Labors entwickeln digitale Produkte und Services, die dabei helfen sollen.

Obwohl digitale Anwendungen selbst natürliche Ressourcen verbrauchen, werden sie im Zukunftslabor als entscheidender Faktor für mehr Nachhaltigkeit betrachtet. „Es ist immer eine Balance“, erklärt Rausch. Um Informationen über Recycling- und Reparaturmöglichkeiten leicht zugänglich zu machen, seien gerade digitale Services sehr hilfreich und trügen zu mehr Nachhaltigkeit bei. „Mehr Wissen“, sagt Rausch, „führt zu besseren Lifecycle-Entscheidungen.“

Dafür werden im Zukunftslabor die Potenziale neuer Technologie erkundet und ganz konkrete Anwendungen getestet. „Wir haben eine KI entwickelt, bei der Sie einfach ein Foto eines kaputten Fahrrads hochladen können und dann eine Einschätzung bekommen, wie teuer eine Reparatur wäre und ob sie sich lohnen würde“, erzählt Rausch.

Kreislaufwirtschaft wird oft als Abfallwirtschaft verstanden, doch im Zukunftslabor geht es um mehr. „Der Gedanke der Circular Economy ist ganzheitlich“, erklärt Rausch, „es geht uns um eine nachhaltige Wirtschaftsweise, die nicht erst bei der Entsorgung ansetzt.“

Das Zukunftslabor ist strukturiert entlang der drei Kreisläufe „Nutzung und Produktionskreislauf“, „Produktionsdesign und Komponentenkreislauf“ sowie „Recycling und Stoffkreislauf“. Insgesamt elf wissenschaftliche Einrichtungen aus Niedersachsen und über 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen sind Teil des Labors.

Das Zukunftslabor Circular Economy ist eines von acht Zukunftslaboren des Zentrums für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN). Gestartet ist es im Frühjahr dieses Jahres, gefördert mit einer Summe von 3,7 Millionen Euro. Insgesamt läuft die Förderung über fünf Jahre.

Doch auch über diese fünf Jahre hinaus soll die Forschung des Zukunftslabors weitergetragen werden. Durch enge Zusammenarbeit mit über 25 Industriepartnern sollen die Entwicklungen des Zukunftslabors von der Wirtschaft adaptiert und weiterentwickelt werden. „Uns geht es darum, die Ideen und Lösungen, die im Zukunftslabors entwickelt werden, in die Gesellschaft zu tragen“, sagt Rausch.

Die Entwicklungen des Labors sollen künftig von der Wirtschaft adaptiert und weiterentwickelt werden

„Damit die Ideen ökologisch und sozial nachhaltig funktionieren, müssen sie auch ökonomisch funktionieren“, fügt er hinzu. Und hier beginnt die Aufgabe der Industriepartner, die Entwicklungen aufgreifen und zu wirtschaftlichem Erfolg führen können.

Doch auch bei den Nutzern und Nutzerinnen will man ansetzen. „Wir wollen gute Ideen und Lösungen an die Wirtschaft geben und gleichzeitig die Gesellschaft für nachhaltiges Wirtschaften sensibilisieren“, sagt Rausch. So soll nicht nur die technische Seite der Circular Economy betrachtet werden, sondern auch dafür gesorgt werden, dass technische Lösungen in die Gesellschaft getragen werden.

Karima Küster

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