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npd-demoTrotz alledem: Widerstehen

Bei der letzten NPD-Demo Anfang November, immerhin der größten des Jahres, weigerte sich Andreas Nachama, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, schlicht, sie zu registrieren. In der taz sagte er: „Man muss nicht alles wahrnehmen, was in dieser Stadt passiert. Ich habe das nicht wahrgenommen.“ Am Samstag, wenn der rechte Sumpf wieder marschiert, ist diese Haltung durchaus eine angemessene: Was juckt es eine (deutsche) Eiche, wenn ein Schwein sich an ihr kratzt? Denn schwer erträglich ist es schon, dass irgendwelche Provinz-Adolfs mit ihrem depperten Anhang bestimmen können, wann die kritische Öffentlichkeit mit einer Gegendemo auf sie reagiert – und gleichzeitig den Rechten damit mehr Aufmerksamkeit widmet, als ihnen zusteht.

Kommentar vonPHILIPP GESSLER

Andererseits ist es auch richtig, dass das Zeichen der 200.000, die am 9. November „gegen rechts“ auf die Straße gingen, geschwächt wird, wenn nicht wenigstens ein wahrnehmbarer Teil von ihnen mit einer Gegenkundgebung widersteht, wenn die Rechten sozusagen im Alltag auftreten. Wenn nicht, wäre der Vorwurf vieler Antifaschisten berechtigt, die der Demo der 200.000 „Anständigen“ vorgeworfen hatten, sie sei eine staatliche Alibiveranstaltung von Heuchlern.

Was also tun: Hingehen oder ignorieren? Auch wenn es samstags Schöneres gibt, als über das Stöckchen der Braunen zu springen, sollte man die Gegendemo mit seiner Anwesenheit aufwerten. Immerhin hat man dann den Gewinn, zu den wirklich aufrechten Kämpfern gegen die Rechten gezählt werden zu können. Und den 200.000 kann man insgeheim danken. Denn nach ihrer Demo kann man den braunen Spuk in seinen wahren Dimensionen einordnen – und gelassener „gegen rechts“ sein.

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