neue opernpläne: Die letzte Chance
Die ersten Querschüsse kamen bereits, als die Opernreformer ihr Papier noch gar nicht vorgestellt hatten. Eine Hamburger Wochenzeitung wurde aus den Berliner Musiktheatern mit halbgaren Informationen über angebliche Fusionspläne gefüttert, und der scheidende Chef der Deutschen Oper wehrte im Radio die Pläne, die er gar nicht kannte, rundheraus ab. Offenbar sind die Kulturschaffenden an den drei Berliner Opernhäusern finster entschlossen, jede Änderung des Status wuo wie eh und je zu torpedieren.
Kommentar von RALPH BOLLMANN
Doch diesmal dürften sie sich verrechnet haben. Nach zwölf Jahren vergeblicher Reformdebatten ist die Zeit für Entscheidungen einfach reif. Mit ständigen Personalquerelen wie zuletzt an der Deutschen Oper haben es die Künstler geschafft, die Sympathien der Öffentlichkeit vollends zu verspielen. Im Urteil der Fachwelt schneiden die Berliner Opern erneut als „Ärgernis des Jahres“ ab, und die Berliner Finanzlage ist so schlecht wie nie. Was läge da näher, als eines der drei Opernhäuser kurzerhand zu schließen?
Die Theater selbst haben nur eine einzige Möglichkeit, einem solchen Schicksal zu entgehen: Sie dürfen sich den fälligen Reformen nicht länger verschließen. Ein besseres Angebot als das Stiftungsmodell, das Antje Vollmer und Ulrich Eckhardt gestern vorstellten, werden sie nicht bekommen. Um die Existenz der drei Ensembles zu sichern, verlangt dieses Modell von ihnen ein Maximum an Kooperation. Mag schon sein, dass jedes der drei Häuser hofft, eine mögliche Schließung werde schon die Konkurrenz treffen – und deshalb auf stur schaltet. Dann darf sich aber keiner wundern, wenn es wirklich so weit kommt.
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