: neue filme Elling
Norwegen, 2001, Regie: Peter Naess, mit Per Christian Ellefsen, Sven Nordin u. a., 89 Min.
Was will man gegen zwei erwachsene Männer vorbringen, die gerade aus der Psychiatrie entlassen wurden und jetzt in einer vom Sozialamt finanzierten Wohnung das selbständige Leben erlernen sollen? In Peter Naess’ Regiedebüt darf die Titelfigur, das verschrobene Muttersöhnchen Elling, nicht nur den eigenen Blick auf die Dinge behalten, er findet sogar eine subversive Weise, seine Gedanken zu verbreiten. Rein physisch erinnern die ungleichen Freunde der neuen WG, der schmächtige Elling und der Kleiderschrank Kjell, an Asterix und Obelix. Natürlich hat der Film auch ein offenes Ohr für alle Ängste und Neurosen, und man versteht ganz gut, was es für das Sensibelchen Elling bedeutet, das erste Mal allein in den Supermarkt zu gehen. Doch der allzu menschelnde Ansatz des Regisseurs wirkt mit der Zeit etwas penetrant. Denn er nimmt dem Umgang mit psychisch Kranken das Selbstverständliche, indem er aus ihnen ganz besondere Mitmenschen macht. Wenn der bekannte Dichter, der seit dem Tod seiner Frau nicht mehr geschrieben hat, Ellings poetisches Interesse und Kjells handwerkliche Fähigkeiten weckt, ist das dick aufgetragen. Und dann gibt es noch den antiautoritären Sozialtherapeuten, der sich über ein vollgekotztes Zimmer freut, weil für ihn Saufereien prima Resozialisierungstechniken sind.
Broadway, FaF, Yorck, Hackesche Höfe, Kino in der Kulturbrauerei
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