neu in bremen: „Die Unmengen von Plastiksind so krass“
Nora Osler,34, ist Biologin, Raumausstatterin, Polsterin und Inhaberin der Füllerei.
Interview Alina Götz
taz: Frau Osler, warum braucht Findorff einen Unverpackt-Laden?
Nora Osler: Weil Findorff noch keinen hat und eigentlich jedes Stadtviertel einen Unverpackt-Laden gebrauchen kann. Hier in Findorff warten viele Leute darauf. Die positiven Rückmeldungen hören wir aus unserem Umfeld und inzwischen auch von fremden Leuten, die über Soziale Medien von uns hören oder am Laden vorbei laufen.
Was überzeugt Sie an dem Konzept?
Dass versucht wird, etwas anders zu machen. Und dass es nicht vorrangig darum geht, möglichst viel Geld aus Kunden und Produkten rauszuschlagen, sondern alle versuchen, nachhaltigere Lösungen zu finden. Kein Unverpackt-Laden wird perfekt sein, es wird immer Kompromisse, aber auch tolle Besonderheiten geben.
Welche Kompromisse?
Beispielsweise bei der Einrichtung des Ladens. Eigentlich ist mein Wunsch, alles Second Hand zu kaufen oder selber zu machen, aber das geht eben nicht. Wir müssen manche Sachen neu kaufen, oder eben doch mal etwas, was in Plastik eingeschweißt ist. Aber wenn man auch nur ansatzweise wirtschaftlich sein möchte und nicht völlig wahnsinnig werden will, ist es nicht möglich, das komplett zu leben.
Sehen Sie Verpackungsmüll als simple Stellschraube, oder als wirklich großes Umweltproblem?
Beides. Das große Problem ist, dass wir so daran gewöhnt sind. Wir werden Plastik nicht komplett abschaffen können, aber diese Unmengen von Einwegplastik und die selbstverständliche Nutzung ist so krass! Konsumenten haben eine riesengroße Macht, die sie nutzen sollten. Sie können sich mal für die Nutzung von Plastik entscheiden – und an anderer Stelle bewusst dagegen.
Wie sehen Sie Ihre Chancen, finanziell zu bestehen?
Bisher bin ich davon überzeugt, dass es laufen wird. Wir müssen natürlich schauen, ob das Sortiment funktioniert. Aber wir können, weil wir nicht Teil eines Franchise-Konzepts sind, auf Feedback eingehen.
Sie haben in den letzten Monaten Geld durch Crowdfunding gesammelt…?
Das war eine Teilfinanzierung. Damit wollten wir vor allem die teureren und hochwertigen Lebensmittelspender und die Nussmus-Mühle als Besonderheit finanzieren.
„Füllerei Findorff“, 10-18 Uhr, Borgfelder Straße 17
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