piwik no script img

Archiv-Artikel

nachwuchsmusiker Rap gegen Rapper

Sie singen nicht, und sie grölen nicht. Sachlich und zurückhaltend stellen fünf junge Männer ihre CD vor und erklären die Hintergründe ihrer Texte. Provozieren wollen sie damit nicht, obwohl die fünf Rapper im Alter zwischen 16 und 20 Jahren markige Namen haben.

Einer heißt Hass. Er ist 19 Jahre alt und singt querbeet – was ihm gerade so einfällt. Hört man bei den Texten genauer hin, fällt auf, dass die sonst üblichen Wörter wie „Motherfucker“ fehlen. Hass sträubt sich gegen solche Texte. Rapper, „die mit Goldketten und sieben halbnackten Frauen im Cabrio fahren, dem Rest der Welt den Mittelfinger zeigen“, die sind nicht sein „Ding“. Diese „Möchtegern-Rapper leben nicht in der Realität. Wir schreiben auf, was uns beschäftigt. Keine philosophischen Texte. Stress mit der Freundin – das ist echt. Darüber schreibe ich und lasse meinen Frust raus.“

So geht es allen fünf, die ihre Lieder auf der CD „Rap for Q-Rage“, der Initiative „Schule ohne Rassismus“, veröffentlichen. Es ist bereits die zweite Platte der Initiative, die mit Beratung und Aufklärung gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt in der Schule vorgeht. Die CD, die man auch im Internet runterladen kann, wird in Schulen verteilt.

Eigentlich wollte Hass gar nicht auf der Scheibe landen. Vergangenes Jahr als er sich beim Wettbewerb „Rap for Q-Rage“ bewarb und den ersten Platz holte, sei das „ein Unfall“ gewesen. Ursprünglich war er Breakdancer. Doch dann verletzte er sich am Knie und dachte sich, „irgendwo muss ich mitmachen“.

Dieses Jahr haben sich mehr „80 Kids und Jugendliche für die CD beworben“, sagt Pojektleiterin Sanem Kleff bei der Vorstellung der Platte am Donnerstag. „Jeder, der rappen will, konnte kommen.“ Der Sinn des Projekts sei, den jungen Menschen eine Stimme zu geben. „Worüber sie rappen wollen, können sie frei entscheiden“, so Kleff. Die einzige Regel ist: Texte dürfen keine Herabwürdigungen und keine Gewaltverherrlichungen beinhalten.

Projektleitertin Sanem Kleff betont, dass „die Rap for Q-Rage kein pädagogisch angeleiteter Workshop ist“. Vielmehr sei es ein offenes Forum, das Berliner Jugendlichen eine Chance gibt, selbst verfasste Stücke vor größerem Publikum zu präsentieren. „Wenn der Inhalt stimmt, bieten wir professionelle Technik, Beratung und ein betreutes Studio an“, sagt Kleff.

HATICE KILICER

Die CD ist in der Geschäftsstelle von „Schule ohne Rassismus“ in der Ahornstr. 5 in Schöneberg erhältlich. Oder im Internet unter www.schule-ohne-rassismus.org/rap-qrage-vii.html. Ein Live-Auftritt der fünf Nachwuchsrapper findet am 9. Juli im Postbahnhof am Ostbahnhof zwischen 10.30 Uhr und 12 Uhr statt