nachgelesen : Weser-Kurier mit Rekord-Auflagenverlust
Bremer Blätter fallen
Zeitungen im Abwärtstrend – der Auflagenverlust der Printmedien hat sich im vergangenen Jahr auch in Bremen deutlich nieder geschlagen. Der große Verlierer ist die Bremer Tageszeitungen AG: Weser Kurier, Bremer Nachrichten und die dazugehörigen Umland-Titel mussten schon im zweiten Jahr hintereinander herbe Auflagenverluste hinnehmen. Zwar hat sich die verkaufte Auflage zuletzt saisonbedingt leicht erholt, aber zusammengerechnet wurden von allen Titeln im letzten Quartal 2002 durchschnittlich 7.268 Exemplare weniger verkauft als ein Jahr zuvor, ein Rückgang um 3,7 Prozent. Das geht aus der jüngsten Statistik der „Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern“ (IVW) hervor, einer unabhängigen Prüfstelle. Damit verschärft sich der Abwärtstrend für den Verlag, der im Herbst Sparmaßnahmen angekündigt hatte, dramatisch: Im Vorjahr hatten die Schwesterblätter 2,1 Prozent ihrer Auflage eingebüßt, 2000 nur ein Prozent. Die schlechten Zahlen sind fast ausschließlich auf den Verlust von Abonnenten zurückzuführen, der Kioskverkauf blieb fast stabil.
Noch schwerer hat der Auflagenverlust die Welt getroffen: Das Flaggschiff des Springer-Konzerns hatte im September den eigenständigen Bremer Lokalteil eingestellt und erscheint nun mit nur noch einer Bremer Seite. Die Bremer Leser haben darauf offenbar noch nicht spezifisch reagiert: Der Auflagenverlust in Bremen klingt mit 11,1 Prozent innerhalb von drei Monaten zwar alarmierend, fällt aber noch etwas milder aus als im Bundesdurchschnitt. Insgesamt hatte die Welt nach einigen fetten ein schwarzes Jahr: Sie verlor gegenüber dem letzten Quartal 2001 16,3 Prozent ihrer Auflage – mehr als jede andere überregionale Tageszeitung. Sie liegt jetzt wieder unter der Auflage vor dem aufwändigen Relaunch 1998.
Wie der Turm in der Schlacht steht dagegen die andere Springer-Postille Bild auf dem Bremer Markt: Trotz eines leichten Verlusts im letzten Quartal verzeichnet das Boulevardblatt im Jahresvergleich sogar minimale Zuwächse, hält die lokale Auflage nach Zuwächsen im Jahr 2000 stabil. Der Lokalteil trotzt damit dem Trend beim „Mutterschiff“, dessen Gesamtauflage um fast sieben Prozent erstmals seit 28 Jahren unter die Vier-Millionen-Grenze absackte.
Und die taz bremen? Auf den ersten Blick sind wir ein wenig blass geworden, als wir lasen: 6,6 Prozent Auflagenverlust gegenüber dem Vorjahr! Aber dann fiel uns auf, dass die Rekordauflagen nach dem 11. September 2001 die Messlatte waren. Damals hatten die überregionalen Qualitätszeitungen ungeahnte Zuwächse erzielt, die taz zum Beispiel über zehn Prozent. Rechnet man diesen „Ausreißer“ heraus, hat sich die Auflage in Bremen in den vergangenen beiden Jahren stabilisiert – ähnlich wie die bundesweite Auflage der taz.
Auch die Regionalzeitungen im Bremer Umland mussten im vergangenen Jahr Auflagenverluste hinnehmen, wenn auch in geringerem Umfang als die Bremer Tageszeitungen AG. Am schwersten traf es das Delmenhorster Kreisblatt mit zwei Prozent und die Nordseezeitung in Bremerhaven, die rationalisieren will (1,5 Prozent). Die Kreiszeitung Syke verkaufte 1,3 Prozent weniger Exemplare, die Nordwestzeitung verlor nur ein halbes Prozent ihrer Käufer. Jan Kahlcke
Alle Daten unter www.ivw.de