möllemann im o-ton: „vielleicht hätte ich das so nicht sagen sollen“:
Eine ganze, eine halbe oder gar keine Entschuldigung? Im Antisemitismusstreit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland hat der nordrhein-westfälische FDP-Chef Jürgen Möllemann dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) am Dienstagabend ein ausführliches Interview gegeben. Darin äußert sich Möllemann zu eigenen Fehlern, Forderungen an den Zentralrat und seiner Position in der FDP. Die wesentlichen Passagen:
„Seit ungefähr drei Monaten hat Herr Friedman in, ich glaube, 15 Interviews, jeweils wenn ich mich kritisch mit [Israels Regierungschef] Scharon beschäftigte, mich im Wortlaut des Antisemitismus bezichtigt. Das empfinde ich als eine Kränkung und Beleidigung. Und ich gebe zu, ich bin dann irgendwann aus der Haut gefahren, weil, irgendwann ist auch meine Ehre mir das wert, dass ich es nicht mehr ertragen kann. Ich bin auch nur ein Mensch. […]
Vielleicht hätte ich das so nicht sagen sollen und einfach sagen sollen auf die Frage des Reporters: Schauen Sie sich doch selbst an, wie Herr Friedman mit seiner intoleranten Art wirkt. Das hätte dann wohl gereicht. Aber nichts, meine ich, nichts gibt ihm das Recht, diesen sehr schwer wiegenden Vorwurf zu erheben. Nichts. Ich sei Antisemit, ich bin das nicht. Ich bin überzeugter Demokrat. […]
„Ich war zornig, ich gebe das zu. Zornig, dass er mich dauernd einen Antisemiten nennt, zornig, dass er Menschen, mit denen er redet, über die er redet, sehr heruntersetzt, nein, Sie haben Recht, diese Art, die er hat, könnte ein Christ, ein Moslem genauso haben. Meine Kritik bleibt aufrechterhalten an seinem Vorwurf, ich sei Antisemit, bleibt aufrechterhalten an seiner permanenten Verteidigung Scharons, aber den Vergleich hätte ich besser doch weglassen sollen. […]
Ich bleibe aber in der Sache ohne einen Millimeter Bewegung, was die Politik Scharons angeht, und ohne einen Millimeter Bewegung, mit der Erwartung, dass jetzt auch Herr Friedman zugibt, dass es nicht fair war, mich einen Antisemiten zu nennen. […]
Ich habe mit ihm [dem österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider] nichts gemeinsam. Ich habe in der Zeit, als Lambsdorff Vorsitzender war, mich mit dafür eingesetzt, dass der aus der Liberalen Internationale rausgeflogen ist. Also, klarer kann man nicht Position beziehen. […]“ DPA
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