mit microsoft auf du und du: Der Wert des Konzerns sinkt immer weiter
BILANZ SCHLIMMER ALS KARTELLKLAGE
Die sind immer noch richtig nervös, die Anleger in die Hightechwerte. Am Montag rauschte der US-Index der Computerbörse Nasdaq um 4,4 Prozent abwärts. Als Grund gaben die üblichen Marktbeobachter und Händler zwei Nachrichten über Microsoft an. Wenn es mit der bisher wichtigsten Technik-Aktie der Welt abwärts geht, zieht sie viele Werte des Sektors mit.
Das Kursschwergewicht sank um 12,31 Dollar oder 15,6 Prozent auf 66,63 Dollar pro Aktie. Damit verschwanden an einem Tag etwa 70 Milliarden aus dem Unternehmenswert von etwa 450 Milliarden Dollar – das ist mehr als der gesamte Wert des größten Autoherstellers der Welt, General Motors. Insgesamt fiel die Microsoft-Aktie in diesem Jahr schon um 43 Prozent und ist nur noch die Nummer vier hinter General Electric, Cisco und Intel.
Die erste kursdämpfende Nachricht kam aus dem Hause Microsoft selbst: Der Gewinn lag erstmals seit langem nicht über den hoch gesteckten Erwartungen. Der Reingewinn von 2,39 Milliarden Dollar innerhalb von drei Monaten ist immer noch beeindruckend. Doch war er mindestens in der Höhe schon im aktuellen Aktienkurs eingerechnet. Und darüber hinaus warnte die Firmenzentrale in Redwood im Staat Washington noch, das nächste Vierteljahr berge ebenfalls keine positiven Überraschungen, wie überhaupt das ganze Geschäftsjahr 2001.
Das Wachstum bei Microsoft wird sich also eventuell verlangsamen. Die Ausgaben für Software und Computer bleiben zwar selbst bei den eigentlich schon hochgerüsteten US-Firmen auf hohem Niveau – doch gehen die Investitionen laut jüngsten Prognosen mehr in Internet-Server und größere Rechner und weniger in die von Microsoft abhängigen Personal Computer.
Angesichts dieser direkt den Profit betreffenden Nachrichten fiel die zweite gar nicht mehr so ins Gewicht: Dass die US-Bundesregierung und 19 Bundesstaaten sich auf einen Weg geeinigt haben, wie Microsofts Quasimonopol beizukommen sei. Angesichts ihrer unnachgiebigen Haltung soll die Firma zweigeteilt werden: Ein Teil wird künftig die Betriebssysteme verkaufen, der zweite die restliche Software wie Word, Excel oder diejenige für das Internet.
Der Clou: Weil Microsoft eh in Berufung geht, soll es sofort Auflagen geben, so US-amerikanische Zeitungen. Der Software-Riese müsste demnach eine standardisierte Preisliste vorlegen. Es dürfte keine Exklusivverträge mehr mit anderen Firmen geben – zum Beispiel um den Webbrowser zu fördern. Die Programmcodes müssten anderen Firmen zugänglich gemacht werden. Und neue Programme dürften nur dann in Windows eingebaut werden, wenn es auch eine Version ohne die neue Anwendung gibt. R. METZGER
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