Pubertäre Streiche auf höchster Ebene: Trump trollen mit Jedi-Schwert
Gavin Newsom setzt Donald Trump im Netz mit KI-Bildern und pubertären Memes unter Druck. Doch Likes und Lacher machen noch keinen Herausforderer.

Das Social-Media-Team des Weißen Hauses hat früh verstanden, wie man Donald Trump Zeitgeist-konform in Szene setzt. Immer wieder tauchen KI-generierte Bilder auf, die ihn wahlweise als Lichtschwert-schwingenden Jedi oder auch mal als Papst stilisieren. Selbst der Antimigrationskurs Trumps geht dank dem Ghibilification-Trend viral. Er verwandelt das Foto einer festgenommenen Migrantin in ein weichgezeichnetes Anime im Ghibli-Style.
Doch Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom will Trump das digitale Terrain scheinbar nicht länger überlassen. Seit einigen Wochen teilt er selbst ordentlich aus und setzt dabei auf dieselben Mittel: Drohungen in Großbuchstaben, Memes, Parodien.
„DONALD TRUMP, DER AM SCHLECHTESTEN BEWERTETE PRÄSIDENT DER JÜNGEREN GESCHICHTE, DIES IST DEINE VORLETZTE WARNUNG!!!“.
Das schrieb er jüngst auf X. Anlass war ein von Trump unterstützter Wahlkreiszuschnitt in Texas, der den Republikanern mehrere neue Sitze im Kongress sichern könnte. Newsom reagierte mit dem Vorschlag, Kaliforniens eigene Wahlkreise neu zu ordnen, um republikanische Gewinne auszugleichen.
Bislang war es für Newsom kein besonders glorreiches Jahr. Er musste ein Staatsdefizit ausgleichen, die Schäden der verheerenden Waldbrände in Los Angeles beheben und rutschte zusehends in die politische Unbedeutsamkeit ab. Jetzt, mit einer neuen Social-Media-Strategie, will er sich zum Gegenspieler Trumps mausern und mit dessen eigenen Waffen schlagen.
Er nennt Trump „Donald ‚TACO‘ Trump“ als Abkürzung für „Trump Always Chickens Out“ (Trump kneift immer), macht sich über dessen kleine Hände lustig, hinterlegt Schimpftiraden des Präsidenten mit der Stimme von Star-Wars-Bösewichten und vergleicht Trumps Berater Stephen Miller mit Lord Voldemort aus „Harry Potter“.
Tweet für Tweet
Im mächtigsten Land der Welt bekriegen sich die politischen Parteien mit digitalen Sticheleien, die stark an den Humor von pubertierenden Teenagern erinnern. Tweet für Tweet hämmern Republikaner und Demokraten das Niveau politischer Kommunikation in Grund und Boden.
Kann man sich eigentlich nicht ausdenken. Aber wenn’s hilft? Die entscheidende Frage ist, wie produktiv es wirklich ist, wenn Pressebüros ihre Kompetenzen darauf verwenden, den Gegner online möglichst lächerlich zu machen. Für ein paar Lacher, Likes und Kommentare in den sozialen Netzwerken, während draußen reale Probleme eskalieren.
Trotz der Genugtuung, dass mal jemand dem US-amerikanischen Präsidenten digital an den Haaren zieht: Virale Erfolge ersetzen nun mal keine Politik, die sich an demokratischen Grundwerten und Menschenrechten orientiert.
Memes machen Newsom noch längst nicht zu einem ernsthaften Herausforderer Trumps. So clever die nächste Retourkutsche auch ausfallen mag, am Ende entscheidet nicht der Schlagabtausch im Netz, sondern die Realität an den Wahlurnen. Ob Newsoms Trolling mehr ist als ein kurzer Hype, wird sich spätestens 2028 zeigen.
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