meinungsstark:
Wer gibt Geld für bessere Pflege?
„Nein zum Ab-ins-Heim-Gesetz“, taz vom 20. 8. 19
Zufällig bin ich gerade in einer Situation, die viele Aspekte des Artikels aufgreift: Meine hochbetagte pflegebedürftige Mutter mit Pflegegrad 4 lebt nur bedingt versorgt im Haushalt meiner berufstätigen Schwester und wird die meiste Zeit vom schwer psychisch kranken Schwiegersohn versorgt, der aufgrund von Arbeitslosigkeit immer zu Hause ist. Ein Pflegedienst ist wegen der Kosten nur minimal eingebunden. Ehrlich gesagt, in einem Pflegeheim wäre sie besser versorgt.
Nun will meine Mutter aber dort wohnen bleiben. Ich arbeite als Krankenpflegerin auf einer gerontopsychiatrischen Station mit (sehr vielen) dementen pflegebedürftigen alten Menschen; es ist zu wenig Personal da, weil alle Kollegen nach einiger Zeit abwandern auf andere Stationen; die Arbeit wollen schlicht nur die wenigsten dauerhaft machen, und man muss körperlich und psychisch schon sehr gut aufgestellt sein. Mein Vorschlag: Würden wir alle mehr Geld in die Gesundheits- und Pflegekassen zahlen, wäre dem Gesundheitssystem (vor allem den PflegerInnen), den Kranken und Pflegebedürftigen gedient. Wer will das und macht mit?
Name ist der Redaktion bekannt
Respekt? Freifahrt nur für Soldaten?
„In Uniform künftig kostenlos“, taz vom 19. 8. 19
AKK will die Bundeswehr, weil sie „Respekt und Anerkennung“ verdient, gratis Bahn fahren lassen. Auch Bahnchef Lutz spricht von „Zeichen der Wertschätzung“. Ich schlage noch ganz andere Gruppen vor, die ebenfalls Respekt, Anerkennung und Wertschätzung verdienen: alle, die zum Beispiel in Kindergärten und Schulen arbeiten, die sich mit fremder Leute Kinder „herumschlagen“ dürfen und für ein wirklich friedliches Miteinander sorgen müssen. Und bitte auch die Müllabfuhrleute, die anderer Leute Dreck beseitigen müssen. Oder ist AKK bereits Vorreiterin für das kostenlose Ticket aller, die „Respekt und Anerkennung“ für ihre Arbeit verdienen? Dann: Chapeau! Hut oder Helm ab!
P.S.: Super, dann müssen Klöckner, Altmaier und Scheuer endlich zahlen! Hansjürgen Wollmann, Berlin
Konstruiert: Ost-/Westidentitäten
„Kann die taz den richtigen Ton treffen?“, taz vom 17. 8. 19
Das Medium Magazin fragt die taz, ob die mit ihrem Ostschwerpunkt ostdeutsche oder westdeutsche Leser*innen ansprechen will. Was für eine bescheuerte Frage, die sich einreiht in völlig fehlführende Versuche, einheitliche Ost- und Westidentitäten zu konstruieren – ein Versuch, den unter anderem die AfD reitet, aber auch immer wieder andere billige Populist*innen. Angefangen dabei: Wer ist eigentlich (nicht) ostdeutsch? Meine in Leipzig geborenen, in Marburg aufgewachsenen Töchter? Deren Vater (ich), in München geboren, in Leipzig studiert? Mein Vater, durch und durch westdeutsch sozialisiert und nun seit 30 Jahren Erfurter?
Wer um 1990 in der damals vergehenden DDR gelebt hat, hat sicher andere prägende Erfahrungen gemacht als jemand, der seine westdeutsche Kleinstadt kaum je verlassen hat. Aber innerhalb aller wie auch immer konstruierten Gruppen sind die Unterschiede zwischen ihren Angehörigen größer als die Unterschiede zwischen den Gruppen. Im Osten leben optimistische Studierende, frustrierte Rentnerinnen, zu Geld gekommene Facharbeiter, ignorante Mallorcafans und polyglotte Osteuropafans. Die alle über einen Kamm zu scheren, ist wohl Rassismus. Stefan Diefenbach-Trommer, Marburg
Bitte keine Dudsidudsi-taz!
„RWE ,grillt‘ Hambi“, taz vom 15. 8. 19
Liebe taz, ich denke, ihr seid eine Zeitung für – vielleicht sogar jung gebliebene – Erwachsene. Bitte sprecht doch auch so und verzichtet auf infantile Babysprache. „Hambi“? Muss das sein? Bambi findet Hambi supi? Oder so. Klar, schön kurz für die Überschrift. Aber, hey, Sprache ist euer Job! Ihr schafft das mit der Überschrift auch ohne Dudsidudsi-Sprache, ganz bestimmt. Silke Karcher, Berlin
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