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lokführerstreikBahn kann ruhig weiter streiken

Der Streik der Lokführer hat die Bahnhöfe in der Stadt leergefegt. Die meisten Berliner haben sich darauf eingestellt und nehmens gelassen - obwohl bis zu zwei Drittel der S-Bahnen ausfallen.

Streik macht geduldig: Ein Berliner wartet auf einem S-Bahnhof auf Anschluss Bild: DPA

Der erste umfassende Streik der Lokführer bringt die Berliner nicht aus der Ruhe: Tausende Menschen kamen am Donnerstag zu spät zur Arbeit, standen Stunden früher auf, warteten ewig auf S-Bahnen und Anschlusszüge und wichen auf Autos, Busse und U-Bahnen aus. Doch aufgeregt hat sich fast keiner. Gelassenheit herrschte auf den Bahnhöfen Friedrichstraße, Südkreuz und Hauptbahnhof.

Christine Lipphold etwa stand drei Stunden früher auf, um rechtzeitig von Leipzig nach Bielefeld zu kommen. Geduldig wartet sie jetzt am Bahnsteig im Hauptbahnhof. Ihr Anschlusszug hat vierzig Minuten Verspätung. Genervt? "Die sollen ruhig weiterstreiken, bis sie ihre Forderungen durchgesetzt haben."

Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihren am Mittwoch begonnenen Streik im Güterverkehr in der Nacht zum Donnerstag bundesweit auf den Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr ausgeweitet. Dadurch kam es auch in Berlin und Brandenburg zu einigen Behinderungen. So fiel der Airport-Express zum Flughafen Schönefeld aus. Im Regionalverkehr fuhren die Züge laut Bahn "relativ stabil". Insgesamt seien in der Region aber bis zu 90 Prozent der Verbindungen ausfallen, im Fernverkehr ein Drittel. Zwei Drittel der S-Bahnen fuhren ebenfalls nicht. Zu großen Staus auf den Straßen kam es laut Senatsverwaltung trotzdem nicht. Viele Berliner seien morgens früher losgefahren.

Am Hackeschen Markt ist Anke Mölleke eben die S-Bahn vor der Nase weggefahren, der nächste Zug Richtung Zoo kommt "in 20 bis 40 Minuten", so die Durchsage. Trotzdem sagt Mölleke: "Den Streik finde ich super." Doch nicht alle sind begeistert. Andreas Frie ist aus Dresden angereist: Mit einer Stunde Verspätung steht er jetzt am Hauptbahnhof. Seine Route hat er wie die meisten Bahnfahrer am Streiktag mit den Notfahrplan der Deutschen Bahn abgeglichen. "Der Fernverkehr klappt so weit. Aber jetzt weiß ich nicht, wie und wann ich nach Potsdam komme." Für den Streik hatte er von Anfang an kein Verständnis. "Ich glaube, dass die Lokführer von der GDL für einen Egotrip missbraucht werden."

Ein paar Stockwerke weiter unten im Tiefgeschoss des Hauptbahnhofs herrscht Grabesruhe. Kein Mensch kommt die Rolltreppen heruntergefahren, um auf den blauen Anzeigentafeln zu lesen, dass die Regionalbahn nach Wittenberg und der ICE nach Hamburg ausfallen. Außer Martina Ernst. Mit ihrem Rollköfferchen geht sie gemächlich um den Lift herum, auf der Suche nach dem Zug Richtung Jena. Der Streik hat ihr das Verständnis für die Forderungen der Lokführer genommen, nicht aber die Gelassenheit. "Ich bin Kellnerin und kann auch nicht ewig streiken, wenn mir was nicht passt. So schlecht verdienen die ja nun auch wieder nicht. Und wo ist mein Gleis?"

Zwei ältere Damen haben ähnliche Sorgen. Sie wollen nach Neubrandenburg und studieren eine der Informationstafeln, auf der die Bahn rund 70 Verbindungen aufgelistet hat, die nicht fahren. Weiterhelfen wird ihnen das nicht. Aufregen aber auch nicht. "Mutti, wir gucken jetzt mal auf Gleis 3. Aber janz jemütlich."

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