: letzte Fragen
Wie tief darf eine Untiefe sein? (12. 6.)
So niedrig wie ein Hochtal!
Reinhard Brünner, Reichertshofen
Wie der Name schon sagt: untief. Also hoch (nach der Gegensatz-Regel: ungut = schlecht, also untief = hoch). Eine Hochebene unter Wasser sozusagen, bzw. eine Erhebung. Wie hoch ist egal. Hoch genug jedenfalls, um nicht mehr Durchzukommen. Und auch nicht drüber weg. Allenfalls dran vorbei.
Ulrich Bachmann, Eltville
So wie Un-Kosten un-produktive Kosten sind und Un-Mengen un-abzählbar große Mengen sind, sind Un-Tiefen un-geheuere Tiefen. Un-gebildete Mitmenschen meinen, das wäre ungeheuer tiefe Tiefen. Doch das ist Un-fug. Segler wissen, dass Untiefen Tiefen von geringerer Tiefe als der Tiefgang des Bootes sind. Walter Gröh, Bremen
Nicht besonders tief, eher flach, so dass bei Niedrigwasser und/ oder starkem Wellengang ein Schiff drauf auflaufen kann. Magdalena Eckstein
1. Logisch betrachtet, ist eine Untiefe eine Höhe. 2. Sie ist ungefähr 15 m hoch. 3. Mich irritiert das Wörtchen „darf“. Das setzte doch einen Willen auf Seiten der Untiefe voraus. 4. Hat die Untiefe einen Willen? 5. Darf sie einen Willen haben? 6. Bin ich eine Untiefe …
Horst Kramm, Sulingen
Eine Untiefe ist beliebig flach bzw. tief, aber endlich (0 < U < unendlich).
P. Michael, Goslar
Eine Untiefe ist gerade tief genug, um nicht tief genug zu sein.
Christoph Weber, Berlin
Im Prinzip ist un- ja eine Negierung, das heißt, dass eine Untiefe über der Wasseroberfläche liegen müsste, also muss man nach anderen Erklärungen suchen, da ja bekanntlich Untiefen tückischerweise eben nicht ganz über das Wasser ragen. Mit meinen Surffreunden habe ich mich auf die Analogie zum Unwetter, was ja direkt mit Scheißwetter zu übersetzen ist, geeinigt. Das hieße dann aber, dass es eben ganz schön tief sein muss … Die pragmatische Erklärung leitet sich aus dem beliebten Spruch „Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ ab. Danach bezeichne ich beim Segeln eine Wassertiefe von unter 1,5 Metern bereits als Untiefe, wohingegen es beim Surfen erst bei 40 cm anfängt, haarig zu werden. Hecke Schrobsdorff, Goettingen
Einem Seemann, der Tiefe für die Ausübung seines Berufs sehr schätzt, signalisiert die kleine Vorsilbe un- (= nicht) das Gegenteil geeigneter Tiefe. Untiefe ist also eine für Schifffahrt ungeeignete flache oder seichte Stelle im Gewässer.
Uta Eckensberger, Saarbrücken
Eine Untiefe ist überhaupt nicht tief, sondern eher flach. Das sieht man an der Vorsilbe Un-. Ein Unding ist ja auch kein Ding. Außerdem kann man diese Frage bestenfalls relativ beantworten, denn für einen Ozeanriesen darf eine Untiefe schon sehr tief sein, für ein Segelboot eher nicht so.
Henning Wendelborn, Berlin
Was bedeutet es, „schwer von KP“ zu sein? (12. 6.)
Als kleiner Junge, Anfang der Sechzigerjahre, hörte ich auf den Baustellen, auf denen ich herumlungerte, oft: „Capo, ich nix kapito!“ Möglich scheint auch die Erklärung, dass KP der pfälzische Enkel (Kern, Peter) von Otto Kern war. Otto Kern signierte ja bekannterweise die Ergebnisse seiner Qualitätskontrolle mit O.K. Kern, Peter war nicht so genau wie sein Vorfahr, und die mit KP signierten Produkte waren schwer zu verkaufen: „Schwer von KP.“
Martin Baeuerle, Ludwigshafen
„Schwer von KP“ hat nichts mit linken Parteizugehörigkeiten oder belegten Kanapees zu tun, sondern kommt von kapieren. Dieses Verb schufen deutsche Klosterschüler aus dem lateinischen capere = begreifen, ergreifen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es scherzhaft zu „kapée“ französisiert. In dieser etymologischen Endform sieht es so aus, als wäre es eine vulgärfranzösische Verballhornung des lateinischen Wortes „caput“ = Kopf, Haupt.
Walter, Bremen
„Schwer von Begriff“ zu sein, vom lateinischen „capere“ = begreifen, bzw. kapieren. Gerd Neurath, Saarbrücken
„Schwer von kapee“ zu sein hat nichts mit der KP zu tun, wie die Schreibweise des Fragestellers vermuten lässt, sondern mit „kapieren“. Es ist ein ziemlich veralteter Ausdruck – ich habe ihn schon mindestens 30 Jahre nicht mehr gehört – und heißt heutzutage „nix checken“, „nix raffen“. Bei „Untiefe“ bedeutet das Un- eben nicht eine Steigerung, wie oft fälschlich angenommen, also eine sehr große Tiefe, sondern genau das Gegenteil, nämlich eine Flachstelle im Wasser, also gefährlich für die Schifffahrt. Das ist wie bei „Glück“ und „Unglück“. Und noch ein Kommentar zu dieser Woche: Tünnermann hat recht, ich habe mich auch über die Frage geärgert. Aber Langbein hat sehr gut pariert!
Christiane Rattinger, Offenburg
Kannitverstan / non capisce / nix kapiert – KP ist in diesem Fall einfach eine Abkürzung (genau so wie die „Kommunistische Partei von Dingsbumskirchen (KPD)“ – hat damit aber nix zu tun).
Wolf Schairer, Elmshorn
Schon der Ausdruck „schwer von KP“ ist die Einladung für eine Antwort, denn: 1. Richtig heißt es „schwer von Kapee sein“. 2. Kapee kommt von kapieren = begreifen, verstehen, nach lateinisch capere. „schwer von Kapee“ ist also eine umgangssprachliche Redewendung, mit der man zum Ausdruck bringen möchte, dass jemand schwer von Begriff ist (als geradezu wörtliche Übersetzung), eine lange Leitung hat, auf dem Schlauch steht, nix rafft etc. pp. Typische Ausdrucksformen des „schwer von Kapee“ sind u. a. „Hä?!“, „Äh … noch mal, bitte!“ und ähnliche Reaktionen, begleitet von passender Mimik – hochgezogen Augenbrauen, offener Mund, vorgereckter Kopf … – bei Bedarf jetzt anwenden!
Magdalena Eckstein
Dem politisch unbedarften Betrachter scheint „KP“ eine Kurzform von „kapiert“ darzustellen; „schwer von KP“ sein hieße danach, schwer zu kapieren, es nicht zu checken. Alle vor 1989 Sozialisierten wissen jedoch, dass „KP“ die Abkürzung für „Kommunistische Partei“ bedeutet; „schwer von KP“ heißt also, schwerlich von der Kommunistischen Partei zu sein, kein Linker zu sein. (Was letztlich wiederum das Gleiche bedeutet: es nicht zu checken …)
Martin d’Idler, Oberhambach
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