: letzte Fragen
Warum verbrennt man sich an fertig gebackenen Tiefkühlbaguettes stets den Mund? (6. 11.)
Na ja, dieser höchst appetitliche Geruch lässt alle Vorsichtsmaßnahmen vergessen …
Helga Schneider-Ludorff, Oberursel
Man verbrennt sich an allem fertig Gebackenem oder Gekochtem den Mund, wenn man nicht gewillt ist, zu warten, bis es sich abgekühlt hat. Warum sollten Tiefkühlbaguettes da eine Ausnahme machen?
Christian Ehlers, Lüneburg
Aus reiner Gier.
Joachim Arbeiter, Hamburg
Weil sie heiß sind! Ungebackene Tiefkühlbaguettes ersparen einem die schmerzhaften Leckerbissen. Allerdings schwindet dann auch ganz schnell der Appetit auf jene Gourmet-Freuden.
Also ich verbrenne mir lieber die Finger an süßen Mädels! Tobias Bade
Weil einen die Geschmacksverstärker vergessen lassen, was man als Kind gelernt hat. Passiert mir auch imer wieder. Mirco Szymyslik, Herne
Weil Heißhunger stets mit Ungeduld verbunden ist.
Uwe Künzel, Freiburg
Selber schuld, wer Junkfood isst.
Anjuschka Grün, Bremen
Warum sagt man bei Libyen immer Lühbien statt Liebüen? (6. 11.)
Weil man bei Sibylle ja auch immer Sübille sagt statt Sibülle.
Klaus Bailly, Solingen
Das ist alles nur wegen Latte Matschiato, Biegel und Zutschieni. Es mangelt allenthalben an neuer deutscher Rechtsprechung. Wolfram Ebert
Die Frage könnte auch lauten: Warum schreibt man bei Lühbien immer Libyen statt Lybien? Es wäre doch endlich mal ein sinnvoller Vorschlag für die Rechtschreibreform, Libyen in Lybien umzuwandeln!
Jochen Beck, Hamburg
Die Frage ist falsch herum gestellt! Sie muss eigentlich heißen: Warum schreibt man nicht „Lybien“? So wie die Frage formuliert war, wird auch klar, dass das deutsche „ü“ für den Laut „y“ unnötig ist. Und damit stellen wir über fünfzig Prozent der deutschen Rechtschreibung, egal ob „neu“ oder „alt“, in Frage! Jeder Versuch, der deutschen Schreibweise echte Regeln zu entnehmen, führt zu der Erkenntnis, dass kein Weg an der zentralen Regel „alles auswendig lernen“ vorbei führt.
Doch die Frage war: Wie kommt es dazu? Na ja, die Schreibweise ist nicht nach Regeln entwickelt worden, sondern irgendwie gewachsen. Und wenn sich für ein Wort eine Schreibweise durchgesetzt hatte, waren alle zu faul, eine andere, an Regeln orientierte Schreibweise auswendig zu lernen. Das kann man an der Diskussion über „die neue Rechtschreibung“ sehr schön beobachten.
Hinzu kommt, dass es zu Zeiten, in denen das dreigliedrige Schulsystem entstanden ist, schlicht preiswert war, Leuten, die nicht gut auswendig lernen konnten, höhere Schulbildung zu verwehren.
Aurel Jahn, Darmstadt
Sprachwissenschaftlich alles ein Klacks. Wer nämlich im Fränkischen aufgewachsen ist, lernt in der Schule zuerst das ü, dann das i! Daraus folgert, dass die Glühbirne immer „Glübien“ und nicht Glibüen heißt und folglich auch Libyen immer Lühbien statt Liebüen. Thomas Seubold, Kleinromstedt
Weil sich „Liebüen“ viel leichter schreiben als aussprechen lässt, während es sich mit „Lühbien“ umgekehrt verhält.
Barbara Kirsch, Lüneburg
Die Frage ist, fürchte ich, falsch gestellt. „Man“ sagt nicht „Lühbien“ bei Libyen, sondern bei Lybien; denn in Wirklichkeit handelt es sich gar nicht um falsche Aussprache, sondern ganz schlicht um ein typisches Beispiel von Deppendeutsch. Wer „Lühbien“ sagt, würde nämlich im Zweifel auch „Lybien“ schreiben statt Libyen.
Weitere beliebte, nicht auszurottende Beispiele von alltäglichem Deppendeutsch: „zumindestens“ anstatt „zumindest“ (leider regelmäßig auch in der taz zu finden) oder der besonders beliebte Pluralapostroph, am besten gleich in Verbindung mit dem anglisierten Genitivapostroph („Jo’s leckere Pizza’s und Spaghetti’s).
Nein!!! Ich wollte damit gerade nicht sagen, dass es eigentlich „Pizzas“ und „Spaghettis“ heißt! Das ist wieder ein ganz anderes Thema!!! Vielleicht sollte ich einfach aufgeben, Urlaub nehmen, nach Lybien fahren, mir in „Ali’s Pizzaria“ in Tripolis ’ne Portion Spaghetti’s reinziehen, zwei Espresso’s und ein paar Joint’s genehmigen – bis es nicht mehr darauf ankommt.
Roland Weber, Hamfelde
Das erschließt sich einem dann, wenn man versucht, ein paar Mal hintereinander „Liebüen“ zu sagen. Ein Linguist könnte hierzu dann wahrscheinlich die theoretische Grundlage liefern …
Helga Schneider-Ludorff, Oberursel
Mit ihrer Schüldkröte mussten Dürk und Bürthe noch schnell zum Türarzt in einen anderen Stadtbezürk, um den verschluckten Kürschkern zu entfernen. Bis die Würkung der Betäubung nachließ, begaben sie sich in eine Kürche. Hier trafen sie noch Leute aus ihrem Zürkel. Jetzt war es aber würklich eilig, sie wollten ja noch zum Schüff nach Lühbien. Oliver Hein, Holtsee
Riecht Meer nach Fisch oder Fisch nach Meer? (23. 10.)
Beides riecht nach Salz. Da aber Salz kein intensives Geschmackserlebnis bietet, nimmt das Meer den Geschmack des Fisches an und der Fisch den Geschmack des Meeres.
Margot Brünner, Reichertshofen
Warum heißt Biberbettwäsche so? (24. 10.)
Als ich gestern beim Bett meiner Tochter (fast vier Jahre alt) die Bettwäsche wechselte und der Jahreszeit entsprechend Biberbettwäsche aufzog, sagte sie: „Die Biberbettwäsche heißt Biberbettwäsche, weil sie so warm ist wie das Biberfell.“ Sabine und Junia Keim,
Kamp-Lintfort
Eigentlich heißt sie Bibberbettwäsche. Der Name entstand zu Zeiten, als sie so ziemlich das Einzige war, was im Winter gegen das Bibbern, vor Kälte nämlich, half.
Als sich die Zentralheizungen verbreiteten und man in den Schlafzimmern einfach den Heizkörper aufdrehen konnte, wenn man fror, und deshalb der Absatz der wärmenden Textilien stockte, erhielten sie zu Marketingzwecken den ähnlich klingenden Namen des beliebten (und kälteunempfindlichen) Wasserbewohners.
Matthias Lutter, Saarbrücken
Warum sind „meine 7 Sachen“ in Südamerika nur „mis 4 cosas“? (30. 10.)
Es sind dir offenbar unterwegs drei Sachen verloren gegangen, vielleicht auch geklaut worden. Oder hast du dich verzählt?
Rose Remmert, Freiburg
Zynischerweise könnte man sagen, weil ein/e Südamerikaner/in eben nicht so viel hat … In Wahrheit liegt es jedoch an der Alliteration: Im Deutschen alliteriert „Sachen“ mit „sieben“ (und nicht mit „vier“), während im Spanischen „cosas“ eben mit „quatro“ (und nicht mit „siete“) gleich anlautet.
Martin d’Idler, Oberhambach
Ich kann es an einem Beispiel verdeutlichen, mit dem ich im letzten Frühjahr während meiner Examensarbeit einen halben Tag lang beschäftigte. (Bisher hatte ich keine erwähnenswerten Spanischkenntnisse vorzuweisen.) Violeta Parra, eine chilenische Volkssängerin, eröffnete im Santiagoer Stadtteil „la reina“ ein Kulturzentrum (in Form eines Zirkuszeltes) mit dem Namen „Carpa de la reina“. Ich versuchte, den Namen mit Google-Hilfe zu übersetzen, und erhielt die denkwürdige Antwort „Karpfen der Regierung“. Sinn suchend, gab ich mich nicht zufrieden: Da muss doch mehr sein!! Weite Auslegungen hin und her.
Eine Kommilitonin mit Spanischkenntnissen wies mich auf die Üblichkeit der kuriosen Namensgebungen von südamerikanischen Stadtteilen hin: übersetzt nicht Regierung, sondern Königin. Carpa sei zwar auch Karpfen, in diesem Fall jedoch eher als Zelt zu übersetzen.
Vielleicht haben die einfach so wenige Worte, dass selbst Sprichworte angeglichen wurden? Also eine einfache Rechnung: 3 von 4 Sachen haben jeweils 2 Bedeutungen, also hat man schon 6 und das 4. bringt die 7. Sache mit sich.
Wenn Mensch nun die 7 Sachen packt, frage ich mich nur, ob SüdamerikanerInnen auch doppelt packen müssen? Oder nehmen Sie eigentlich immer so viele Doppeldeutigkeiten mit, damit sie nicht so viel packen müssen? Wie bei meinem Beispiel: Zelt der Königin V. Parra – und Zelt im Stadtteil „la reina“. Rebecca Möhring, Dortmund
Gibt es keine passenden Slips zu diesen tief sitzenden Hosen? (28. 8.)
Ja, es gibt passende Slips zu diesen tief sitzenden Hosen: Kroatische Jugendliche tragen sie in Dubrovnik. Wahrscheinlich gibt es sie auch dort zu kaufen. Margot und Reinhard Brünner,
Reichertshofen
Kann man eine Zahnpastatube wirklich restlos ausdrücken? (9. 10.)
Das Ideal des absolut restlosen Ausdrückens mag unerreicht bleiben (aber was im Leben ist schon ohne Rest?), jedoch hat sich nach meinem Dafürhalten das beherzte Aussaugen bewährt, freilich nur empfehlenswert für Single- und hygienisch eingespielte Familienhaushalte. Michael Schmidt, Berlin
Ja, es geht, die Tube wird (fast) leer. Erst einmal schön alles Richtung Verschluss drücken und streichen. Und dann einfach aussaugen, zuletzt schon heftiger. Das reicht noch für einige Tage Zähneputzen. Auch die Tuben mit Kammern für irgendwelche Zutaten werden fast leer [Was denn für Zutaten? Für die Zahnpasta?? Oder etwa Senftuben??? Die Red.] Karl Cöster, Breuna
Wieso „wirklich“? Wer das behauptet, lügt und gehört selbst ausgedrückt.
Felicitas Heine, Wuppertal
Warum fahren Männer bei Radtouren immer VOR den Frauen? (2. 10.)
Das stimmt ja so gar nicht, denn es verhält sich folgendermaßen: Frauen fahren auf Radtouren immer HINTER den Männern.
Reinhard Brünner, Reichertshofen
Dazu ein kleiner Tourbericht: Bei uns hat Stephan mehr Kraft, dafür tun ihm abends die Beine mehr weh. Fritzi hat von hinten den Überblick (Karten, Wegweiser, Abzweigungen etc.) – und Stephans Hinterteil ist auch nicht zu verachten. Stephan meint, sie will nur den Windschatten ausnutzen.
Aber wenn es bergab geht, ist Fritzi eh viel schneller, weil ihr Fahrrad besser rollt und sie den Tacho hat, der zu neuen Rekorden getrieben werden soll (aktueller Rekord liegt bei 63km/h).
Fritzi und Stephan aus der großen weiten Welt (eigentlich aus Berlin, momentan unterwegs nach Ägypten, Kilometerstand 1.659 km, taz gelesen im Goethe-Institut in Belgrad)
Weil Frauen auf dem Fahrrad öfter mal ein Pups entweicht.
Andreas Kapitzke
Fahrradfahren wird zwischen den Partnern vereinbart. Nie fährt man ohne Worte nebeneinander her. Zwischen Mann und Frau gibt es immer Begegnungsebenen, die Lust und Frust auslösen. Man kann bei diesem Nebeneinanderfahren ein Auseinanderfahren nicht verhindern. Wer vor oder hintereinander herfährt, bestimmt die momentale Aggressivität oder die innere Einkehr.
Der Status quo zwischen den Geschlechtern wir intuitiv akzeptiert, und somit verhält man sich entsprechend. Der Mann denkt, und die Frau lenkt.
Uwe-C. Schierhorn
Warum wird Butter nicht wie Margarine im Becher verkauft? (14. 8.)
Gemäß geltender Rechtsvorschriften entstammt der Fettgehalt der Butter sowie verwandter Milchstreichfette einzig der zu deren Herstellung verwendeten Milch. Milchfett ist jedoch gegenüber anderen Fettkomponenten wesentlich anfälliger gegen lagerungsbedingte Veränderungen seiner sensorischen Eigenschaften (Aussehen, Geruch, Geschmack, Textur). Deshalb darf Butter nur so verpackt werden, dass diese Eigenschaften im Zeitraum des Verbrauches erhalten bleiben.
Außer den klassischen Buttereinwicklern (beschichtetes Papier) werden heutzutage tatsächlich auch Kunststoffbehältnisse verwendet, die diesen Erfordernissen gerecht werden (z. B. portionierte Butter für die Gastronomie). Diese Vorgaben gelten jedoch nicht für Margarine und sonstige Speisefette. Es erscheint somit fraglich, ob deren handelsübliche Verpackungen (Becher) o. g. Anforderungen erfüllen können. G. Dawihl, Koblenz
Wie bekommt man ein dickes Fell? (11. 9.)
Indem man Beamter wird, denn es wächst mit jedem Dienstjahr.
Reinhard Brünner, Reichertshofen
Indem man sich auf die faule Haut legt.
Helga Schneider-Ludorff, Oberursel
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