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letzte Fragen

Kann man Freisprecheinrichtungen im Auto auch für die Beichte nutzen? (21. 9.)

Ja! So wie der Berg zum Propheten, kommt die Kirche mit ihrem Angebot der modernen Beichte zu ihren Schäfchen. So löst sie angesichts der sinkenden Zahl der Kirchenbesucher, der sinkenden Einnahmen und dem fehlenden Priesternachwuchs mehrere Probleme auf geniale Weise. Man spart Kosten für Beichtstühle, indem man diesen fahrbaren, das Beichtgeheimnis bewahrenden Faraday’schen Käfig mittels Freisprecheinrichtung (Fspe) umfunktioniert und die Beichtväter besser auslastet. Das Problem des Freispruchs mittels Buße wird gelöst, indem die kostenlose 0800-Verbindung entsprechend der Schwere der Sünde auf 0190 umgestellt wird. Die Fspe-Benutzer kann man übrigens an der himmelwärts ausgerichteten Antenne erkennen. Ob sie sich darüber im Klaren sind, dass so ihre Beichte möglicherweise bei den Abhördiensten von Verfassungsschutzund BKA landen, die ihre Satelliten dazwischen gemogelt haben und je nach Sünde bestimmt keine Absolution erteilen. Vorsicht ist geboten.

Volkhard Hufsky, Köln

Klar, wenn man im Beichtstuhl die Hände frei haben möchte …

Jürgen Gauert, Bonn

Warum schließen „Herren“-Hosen von links nach rechts und „Damen“-Hosen von rechts nach links? (14. 9.)

Damit „Herren“ sie mit der rechten Hand aufmachen können …

Volker Schuetz

Meine Kollegin meint, früher haben sich die Herren zugeknöpft, während die Damen zugeknöpft wurden.

Ulrike Rehn

Als die Gesellschaft noch eher aristokratisch-klassenbewusst und nicht so demokratisch geprägt war wie heute und man sich für „niedere“ Arbeiten Domestiken hielt, hätte sich zwar noch keine halbwegs „anständige“ Frau in Hosen sehen lassen, aber die Angewohnheit, „Damen“-Kleidung von rechts nach links zu schließen, stammt aus diesen Zeiten und wurde für Damenhosen später ohne weitere Überlegung übernommen, weil „man das eben so macht“. Damals also hatten alle „Damen“ es nicht nötig, sich selbst anzuziehen. In manchen Epochen hätten sie es auch gar nicht geschafft. Zu diesem Zweck hatten sie mindestens eine Zofe, die (je nachdem, wo der Verschluss sich befand) vor bzw. hinter ihnen stand und die Kleidung schloss. Und aus dieser Position lassen sich für „Damen“ gearbeitete Kleidungsstücke schließen „wie dafür gemacht“.

Reinhold H. Mai, Korschenbroich

Warum beginnt die Ergrauung des Haars immer an den Schläfen (7. 9.)

Die Pigmentierung des Haars hat irgendwas mit UV-Resistenz zu tun. Nun frage man einen Glazköpigen, ob er schon mal an den Schläfen einen Sonnenbrand bekommen hat … Eher nicht. Falls wir also Haare auf der Nase hätten, würden diese als Letzte grau.

Johannes

Graue Schläfen sind häufig nur scheinbar der Beginn des sichtbaren Teils des reiferen Lebens. Bei mir beginnt es am Kinn und wandert langsam zu den Schläfen,wo das Grauen dann irgendwann endet, weil bis dahin oberhalb der Schläfen sich nur noch unbedeutende Haarmengen befinden. Durch regelmäßiges Rasieren lässt sich dieser Prozess so lange verschleiern, bis scheinbar die Schläfen zuerst vergrauen.

Chrischan Jürgens, 59, Bremen

Gibt es eine Gegenwartsform von „verschollen“? (14. 9.)

Verschollen ist das Partizip zu verschallen bzw. verschellen. Im 18. Jahrhundert wurde dieser Ausdruck benutzt, um diejenigen zu bezeichnen, die auf eine öffentliche Ladung nicht erscheinen, also durch Aufrufen nicht erreichbar sind. Verwandt ist das Ganze dann noch mit Schelle (Glöckchen, Klingelinstrument), so was mag man früher benutzt haben bei öffentlichem Aufrufen.

Silke Reichert, Ansbach

Es gibt zwei! In Hamburg: „Ich verschille.“ Überall sonst: „Ich ziehe aufs Land.“

Sebastian Lovens, Berlin

Moin, ich wollte mich nur auf Mika Pflüger aus Göttingen beziehen, die zu obigem Betreff meinte, „verschollen“ sei ein Adjektiv. Ich möchte dem widersprechen und mutmaßen (mit der begrenzten Grammatikkompetenz einer Hamburger Gymnasiastin), es sei ein Partizip, wenn nicht gar ein Adverb. Aber ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meinem Abo, es lohnt sich wirklich. – weiter so!

Marion Hellerich

Nein. „Verschollen“ ist nämlich ein Adjektiv, wie etwa „vergesslich“ (Probe: Wie ist er? Er ist verschollen). Gegenwartsformen oder überhaupt Zeitformen gibt es aber nur bei Verben. Und anders als bei „vergesslich“ gibt es zu „verschollen“ kein entsprechendes Verb (mehr?).

Uta Kenner

Was, bitte, ist eine Gegenwartsform?! Vielleicht der Infinitiv Präsens (verschallen), das Partizip Präsens Aktiv (verschallend) oder gar ein in der Gegenwart gebräuchlicheres Synonym (vermisst, unauffindbar)? Im Übrigen genügt ein Blick in Wahrigs Deutsches Wörterbuch: „verschollen (adj.) – seit langer Zeit abwesend mit unbekanntem Aufenthaltsort: … [Part. Perf. des ungebräuchl. Verbs verschallen, aufhören zu schallen, verklingen]“. Verwiesen sei auch auf Hans Magnus Enzensbergers Gedicht „Die Verschwundenen“, dessen letzte Zeilen lauten: „Die Verschwundenen sind gerecht. So verschallen wir auch.“

Evelyn Witt, Hamburg

„Tom Hanks ist verschollen“ beschreibt eindeutig die Gegenwart, denn „Er war verschollen“ ist die Vergangenheit. Die korrekte Frage wäre also, von welchem Wort „verschollen“ ursprünglich stammt. Ich vermute ja, es stammt von „Schall“; die in Rede stehende Form wäre dann gleichbedeutend mit „so fern wie ein Schall, der am Ohr schon vorbei ist“. Schallwellen breiten sich ja ringförmig aus. In der Konsequenz kann man den Ton, den ein bestimmtes Ereignis erzeugt, nur einmal hören. Verpasst man das, ist man auf Reproduktionen angewiesen, bestenfalls auf ein Echo des Originals. Wenn also jemand sagt, dass etwas oder eine(r) verschollen sei, dann will man damit ausdrücken, dass der Aufenthaltsort dieser Person so unbestimmt ist wie das Echo eines Tons.

Andererseits war Linguistik und speziell die Etymologie noch nie meine Stärke. Peter Scheidt

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